Im neuen Winnender Krankenhaus findet am 21. März eine Knochenmarktypisierung statt. Das Onkologieteam, das auch für die Therapie von Leukämiekranken zuständig ist, opfert komplett einen freien Tag, um hier „Flagge zu zeigen“.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Professor Markus Schaich macht keine langen Umschweife. „Ich bin ein großer Fan dieses Hauses“, sagt der Chefarzt der Hämatologie, Onkologie und Paliativmedizn im Winnender Kreisklinikum. Kein Wunder, denn in dem Neubau ist dem erfahrenen Arzt, der sein ganzes Arbeitsleben lang mit größtem Engagement gegen alle mögliche Arten von Blutkrebs kämpft, einiges mehr möglich als in den alten Kreiskrankenhäusern. „Bis auf wenige spezielle Therapie können wir hier nun alles selbst machen“, sagt er.

 

Unter anderem ist jetzt die Behandlung von Leukämiepatienten mit ihren eigenen Stammzellen möglich. Diese Therapie, bei der verkürzt gesagt die lebensnotwendigen Zellen aus dem Blut gespült und konserviert werden, um sie nach einer Chemotherapie wieder dem Körper zuzuführen, kann nun komplett in Winnenden angewandt werden. Dazu stehen Geräte zur Verfügung, die denen zur Dialyse ähneln. Das Stunden dauernde Verfahren findet in hellen Zimmern mit großen Fenstern statt, die den Patienten den Blick in die schöne Landschaft des Zipfelbachtals gewähren. Die so gewonnenden Stammzellen werden mit einem speziellen Verfahren in Ulm mit Stickstoff konserviert und angefordert, sobald sie benötigt werden.

Der Chefarzt ist seit ihrer Gründung mit der DKMS verbunden

Viele Leukämiekranke benötigen jedoch Stammzellen von fremden Spendern, um der Krankheit Herr werden zu können. Markus Schaich ist mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) bereits seit ihrer Gründung verbunden. „Ich habe bei Professor Ehninger studiert, einem der Gründer der DKMS“, berichtet er. Der Beginn der heute weltweit größten Knochenmarkspenderdatei hatte 1991 in Tübingen in einer Garage begonnen. Die begeisterten Studenten Ehningers fuhren für das Projekt in Wohnmobilen über Land, um möglichst viele Menschen dazu zu bewegen, sich typisieren zu lassen.

„Heute haben wir rund fünf Millionen potenzielle Spender in unserer Datei“, sagt Sabrina Krüger, die für die DKMS Typisierungsaktionen organisiert und die Öffentlichkeitsarbeit dazu managt. Am 21. März wird sie aus diesem Grund wieder in Winnenden sein: Dann findet in den Räumen der Onkologie des Kreiskrankenhauses eine solche Typisierung statt.

„Es war uns ein Anliegen, auch hier Flagge zu zeigen“, sagt Markus Schaich. Sämtliche Mitarbeiter seiner Abteilung seien eingebunden. „Sie spenden alle ihren freien Samstag. Außerdem kommen noch viele Helfer aus den anderen Abteilungen des Hauses dazu“, sagt der Chefarzt, der auch selbst für das leibliche Wohl der Spender sorgen wird. „Meine Mitarbeiter und auch ich backen Kuchen“, sagt er. Die Klinik stiftet belegte Brötchen und Getränke.

Lionsclub unterstützt die Typisierung in Winnenden

Der örtliche Lions-Club ist ebenfalls mit von der Partie und unterstützt die Aktion mit einer Spende von 1800 Euro. Dadurch sind die Kosten der Knochenmarktypisierung von rund 35 Personen gedeckt. „Hier hat jeder die Chance, Leben zu retten. Wir möchten deshalb so viele Menschen wie möglich motivieren, mitzumachen“, sagt Tilman Hecht, der zurzeit Präsident der Winnender Lions ist.

Um sich typisieren zu lassen, brauche man nichts mitzubringen, sagt Sabrina Krüger. „Nur sich selbst. Wenn jemand zusätzlich noch Geld spenden will, freut uns das natürlich, denn die Typisierung muss von der DKMS bezahlt werden.“ Die gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Tübingen finanziere sich komplett aus Spenden. Rund 300 Mitarbeiter sind heute bei ihr beschäftigt, sie ist neben Deutschland in den USA, Spanien, Polen und Großbritannien aktiv. Wegen der persönlichen Daten brauche man sich übrigens keine Sorgen zu machen, versichert Sabrina Krüger. „Die Angaben werden anonymisiert und können nur von der DKMS den jeweiligen Spendern zugeordnet werden.“

Oberbürgermeister Holzwarth ist Schirmherr

Die Schirmherrschaft der Typisierung hat der Winnender Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth gern übernommen, denn auch er ist von der Idee der DKMS begeistert. Die Tranplantation von Stammzellen überwinde nicht nur Landesgrenzen. „Es gibt sogar Fälle, in denen in Krisengebieten wie dem Nahen Osten Angehörige verfeindeter Gruppen von der anderen Seite die lebensnotwendigen Stammzellen erhielten. Es ist ein tolles Symbol für internationale Zusammenarbeit“, sagt Holzwarth. Deshalb gefalle ihm auch das Motto der DKMS so gut, wecke es doch die Hoffnung, dass man gemeinsam noch mehr Unheil in Form von Krankheiten aus der Welt schaffen könnte: „Wir besiegen Blutkrebs!“