Eine gewisse Keuschheit ist merkwürdigerweise beim Kultusministerium zu bemerken, das einen parteiübergreifend als besonders wichtig gewürdigten landespolitischen Politikbereich verantwortet. Ein Feld, auf dem Grün-Rot mit anspruchsvollen Reformen punkten möchte. Dazu benötigt die neue Regierung jemanden, der Durchsetzungskraft mit Taktgefühl verbindet. In der Vergangenheit schadeten die mitunter selbstgerecht von oben herab dekretierten Schulreformen der schwarz-gelben Landesregierung nicht unerheblich.

 

Es gab in der Vergangenheit auch Überlegungen, das Kultus- mit dem Wissenschaftsministerium zu verschmelzen. Doch das ist wenig wahrscheinlich, zumal Kretschmann bereits durchblicken ließ, er wolle die Zahl der Ministerien nicht verringern. Für die Hochschulen stünde mit Theresia Bauer, Grünen-Fraktionsvize im Landtag, eine mit dem Thema vertraute Politikerin bereit, auch wenn sie über keinen Professorentitel verfügt, der den Umgang mit den selbstbewussten Hochschulrektoren erleichtern könnte.

Kein Anhängsel der SPD-Ministerpräsidenten

Hoffnungen auf den attraktiven Posten des Berliner Bevollmächtigten hegt der Bundestagsabgeordnete und SPD-Landesgeneralsekretär Peter Friedrich. Er wirbt für sich mit dem Argument, die Verbindung zu den A-Ländern, also den SPD-regierten Ländern im Bundesrat halten zu können. Doch der Bundesratsminister gehört zum unmittelbaren Einflussbereich des Ministerpräsidenten. Kretschmann dürfte darauf bedacht sein, den Posten selbst zu besetzen, zumal er gerade nicht als Anhängsel der SPD-Ministerpräsidenten erscheinen möchte. Offen ist auch, ob Grün-Rot den Mumm aufbringt, die Zahl der Staatssekretäre zu senken.