Für den Buchhandel ist KNV aus Stuttgart eine wichtige Stütze. Nach der Insolvenz waren viele Verlage in Schwierigkeiten geraten. Nun ist der Buchgroßhändler gerettet – mit guten Nachrichten für die Mitarbeiter.

Stuttgart - Es ist wohl die beste Nachricht, die Mitarbeiter nach einer Insolvenz erreichen kann: „Alle Standorte und alle Arbeitsplätze bleiben erhalten.“ Das vermeldete der Buchgroßhändler Koch, Neff und Volckmar (KNV) mit Sitz in Stuttgart am Mittwoch.

 

Die Unternehmensgruppe hatte im Februar Insolvenz angemeldet. Nun übernimmt die Berliner Logistikfirma Zeitfracht die KNV-Gruppe mit allen rund 1600 Mitarbeitern und den Standorten Stuttgart, Erfurt und Leipzig komplett. Zeitfracht hatte sich in einem Bieterverfahren um KNV durchgesetzt.

KNV ist eine Branchengröße

Die KNV-Gruppe spielt im Buchhandel eine zentrale Rolle: Das Unternehmen versorgt die Branche mit Büchern, aber auch mit DVDs, Musik-CDs, Spielen und Kalendern von rund 5000 Lieferanten. KNV ist so ein wichtiges Bindeglied zwischen Buchhandlung und Verlag.

Das Unternehmen ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz tätig. So waren nach der Insolvenz die Sorgen in der Branche groß – durch den Wegfall einer Branchengröße und dem daraus folgenden geringeren Wettbewerb hatten Verlage und Buchhändler höhere Preise erwartet.

Kartellämter müssen noch zustimmen

Für die Buchbranche und die Mitarbeiter sieht es so aus, als würde sich nichts ändern. Der Betrieb war im Insolvenzverfahren ohnehin weitergegangen, im Laufe des Verfahrens habe man lediglich bei der Zustellung etwa 50 Mitarbeiter entlassen, wie ein Sprecher des Insolvenzverwalters Tobias Wahl sagte. Inzwischen wird die Zustellung komplett extern übernommen.

Zeitfracht aus Berlin ist ein Familienunternehmen mit rund 1800 Mitarbeitern. Es hat sich unter anderem auf Luftfracht spezialisiert. Für Insolvenzverwalter Tobias Wahl ist es „ein idealer Erwerber“, weil dessen Portfolio „perfekt zu KNV passt“. Es ergäben sich „ erhebliche Synergien“.

Gleichzeitig würden keine Doppelstrukturen entstehen, wie der Sprecher von Wahl hinzufügt. Schließlich sei Zeitfracht bisher nicht im Buchmarkt tätig gewesen. Dem Deal müssen noch die beteiligten Banken und die Kartellämter zustimmen.

Logistikzentrum stärker nutzen

Der Kauf stärke die Logistiksparte erheblich, heißt es bei Zeitfracht. „Wir werden die logistischen Prozesse gemeinsam mit KNV synchronisieren und dadurch entsprechende Mehrwerte schaffen“, sagte ein Sprecher. Auch im Bereich Transport und IT gebe es interessante Perspektiven.

In wirtschaftlicheres Fahrwasser soll KNV etwa dadurch kommen, dass Zeitfracht das neue Logistikzentrum der KNV-Gruppe in Erfurt verstärkt nutzen wird – es ist eines der größten und modernsten in Europa.

Verlage gehen vermutlich leer aus

Verlierer der Insolvenz waren vor allem die Verlage gewesen. Sie hatten zum Teil viel Geld verloren, weil KNV seine Schulden für bereits ausgelieferte Bücher nicht mehr bezahlen konnte. So wie Sebastian Wolter, Geschäftsführer des Verlages Voland & Quist aus Leipzig: Er hatte rund 32 000 Euro verloren – viel Geld für ein kleines Unternehmen. Ob er aus der Insolvenzmasse noch Geld sehen wird, muss sich zeigen. Hoffnung hat er aber kaum.

Für die Branche sei die Übernahme aber eine gute Nachricht, sagt Wolter: „Die Wettbewerber hätten den Wegfall nicht abdecken können.“ Auch dass die 24-Stunden-Lieferung, die vor allem KNV anbiete, erhalten bleibe, sei ein Gewinn.