Wenn Köche auf Facebook unterwegs sind, dann brennt gelegentlich auch etwas an. Vor allem, wenn Veganer auf Fleischfreunde treffen – eines jener unverdaulichen Themen der Ernährung, das der Internetgemeinde schnell im Hals steckenbleibt.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Es ist ein Shitstorm mit Ansage gewesen: Vor Kurzem hat der prominente Koch Tim Mälzer auf seiner Facebookseite ein Foto gepostet. Es handelt sich um einen Schnappschuss aus Mälzers Hamburger Restaurant „Bullerei“, es zeigt vor allem einen abgeschnittenen Schweinekopf.

 
 

Schwein gehabt! - Und die Bullerei hat auch immer noch welches. Küchenchef Michi hat selbst Hand angelegt und das feine Allgäuer Schwein von Markus Ziegler portioniert und wie ihr seht: auch in Szene gesetzt.

Posted by Tim Mälzer on  Montag, 18. Januar 2016

Wer sich mit Küche, Kochen und Rezepten in den sozialen Medien ein bisschen auskennt, der wundert sich kaum darüber, dass Mälzers Post innerhalb kurzer Zeit volllief mit Kommentaren. Der Tenor reichte von „geschmacklos“ bis „grausam“ – vor allem Tierschützer und Vegetarier echauffierten sich. Mittlererweile finden sich mehr als 2800 Kommentare unter dem Post. Mälzer wehrte sich zwar, er habe für Respekt und Anerkennung für ein gut behandeltes Tier werben wollen: „Weniger Fleisch essen, besseres Fleisch essen, ist der Punkt.“ Doch da war die Suppe schon übergekocht, richtig gut gelaufen war das nicht für den Promikoch – oder etwa doch?

Noch mehr Publicity bekam der veritable Shitstorm, als sich der bekannte Vegan-Guru Attila Hildmann einschaltete, der auch sonst kaum eine Gelegenheit auslässt, gegen Fleischesser zu pesten. Er regte sich über Mälzers Foto so richtig auf: „Fakt ist, in Deutschland werden pro Jahr 750 Millionen Tiere geschlachtet, jedes verdammte Jahr! Meinst du nicht auch, dass wir damit den Tieren nicht schon genug Leid angetan haben??? Müssen wir uns auch noch über sie lustig machen und ihnen das letzte Fünkchen Ehre nehmen?“, schrieb Hildmann – ebenfalls auf Facebook.

 

Hallo Tim Mälzer, wir kennen uns nicht, ich war auch nie scharf drauf, da du einer von den TV-Köchen bist, die mir...

Posted by Attila Hildmann on  Freitag, 22. Januar 2016

Attila Hildmann weiß nicht nur, welche veganen Rezepte gut bei seiner Kundschaft ankommen. Er kennt auch die richtigen Zutaten dafür, die sozialen Medien überkochen zu lassen. Vor rund einem Jahr sorgte er mit der Internet-Kochshow „Vegangsta“ Aufsehen, in der die Protagonisten vermummt sind und zu Rapmusik ziemlich oft „fucking“ und „bitches“ sagen, während sie die Rezepte zubereiten – inklusive blonder Gangstabraut, die lasziv in Hildmanns Leckereien beißt. Der Hype war dem Veganguru sicher, zahlreiche Medien sprangen online auf und schrieben über den PR-Gag. Dazwischen wirbt Hildmann weiterhin für seine exklusiven Vegan-Produkte.

Einer, der ebenfalls auf Facebook allzuoft kein Halten kennt, ist in Stuttgart und auch im Rest der Republik ein alter Bekannter, allerdings vor allem durch seine Tätigkeit in der Musikbranche: Es ist Andreas Bär Läsker, Manager der Hip-Hop-Band Die Fantastischen Vier. Es ist noch nicht lange her, da brachte „Bär“ 160 Kilo auf die Waage, vor ein paar Jahren stellte Läsker dann auf vegane Ernährung um, nahm 45 Kilogramm ab und hat seither eine Mission: Den Rest der Menschheit von der veganen Lebensweise zu überzeugen. Das macht seine Facebook-Postings je nach Stimmungslage gelegentlich sehr unterhaltsam, aber oft auch anstrengend. Regelmäßig enden die Kommentare im Austausch von Gehässigkeiten zwischen Veganern und Fleischessern. Denn eines ist gewiss: Wo in den sozialen Medien ein Veganer für seine Ernährung wirbt, steht immer auch ein Fleischfreund mit Sprüchen bereit wie: „Mein Essen isst Dein Essen.“ Gerade regt er sich auf seiner Facebook-Seite über einen Artikel auf, der die These vertritt, veganes Leben sei Unsinn.

 

Das hier ist wohl mit Abstand der schwachsinnigste Artikel, den ich zum Thema Vegan jemals gelesen habe. Er versteckt sä...

Posted by Andreas Bär Läsker on  Donnerstag, 28. Januar 2016

Im Grunde gibt es bei alledem am Ende nur Gewinner: Die Köche werben für sich und ihre Rezepte, das Publikum ist bestens unterhalten. Mälzer und Hildmann schlossen am Ende auch ihren Frieden, mit zwei Facebook-Posts. Mälzer ließ sich mit einem Kürbis ablichten:

 

Besser so?!

Posted by Tim Mälzer on  Montag, 25. Januar 2016

Hildmann nutzte die Gelegenheit sogleich, um eines seiner Rezepte an die Menschen zu bringen: Kürbispommes. Guten Appetit!

 

Vielen Dank Tim Mälzer, deutlich besser! Hier mein Vorschlag! Kürbispommes mit 2 DipsZutaten für 2 PersonenFür die...

Posted by Attila Hildmann on  Montag, 25. Januar 2016