Wie ist es zu dem tödlichen Angriff des Tigers auf seine Pflegerin gekommen? Sie war erfahren und hatte bereits einen Angriff überlebt. Im Internet entsteht eine Debatte, ob das Tier nicht auch hätte betäubt werden können.

Köln - Sie hat mehr als 20 Jahre im Kölner Zoo gearbeitet. Seit zwölf Jahren kümmerte sie sich laut dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ um die Raubtiere: Die 43-jährige Tierpflegerin, die am Samstag von einem Tiger zu Tode gebissen wurde, war sehr erfahren. Nach Angaben des „Express“ hat sie sogar einmal einen Angriff überstanden: 2005 sei sie bei der Kontrolle des Gepardengeheges von einem Tier attackiert und schwer am Hals verletzt worden.

 

Den Biss am Samstag hat die Frau nicht überlebt. Offenbar hatte sie vergessen, eine Sicherheitsschleuse zu schließen, so dass der Tiger sich ihr nähern konnte. „Wir können uns derzeit nicht erklären, warum der erfahrenen Pflegerin ein derart verhängnisvolles Versehen unterlaufen konnte“, sagt der fassungslose Zoodirektor Theo Pagel.

Jetzt ermittelt die Polizei. Wie kam es zu der tödlichen Attacke? Beamte haben begonnen, im Zoo Spuren zu sichern und auszuwerten. Zeugen werden befragt – den Angriff selbst hat allerdings niemand beobachtet. Mit den ersten Ergebnissen sei frühestens heute zu rechnen, sagt ein Polizeisprecher.

Als der Zoodirektor Pagel kurz nach dem Unglück vor die Mikrofone tritt, sagt er: „Das ist heute der schwärzeste Tag meines Lebens“ und schildert Details der Tragödie. Ausgelöst wird sie, als die Pflegerin wohl versäumt, den vierjährigen Sibirischen Tiger Altai auszusperren, bevor sie mit der Reinigung beginnt. Es kommt zur Katastrophe. Der Kater fällt die Frau von hinten an und beißt ihr in den Hals. Eine Kollegin eilt herbei, sieht die Pflegerin leblos am Boden liegen und schlägt Alarm. Als der Notarzt eintrifft, ist es schon zu spät.

War es nötig, dass das Tier sterben musste?

Auch Pagel ist schnell zur Stelle, die Polizei rückt mit einem Sonderkommando an. Die Einsatzleitung weist den Direktor an, den Tiger sofort mit einem für solche Fälle bereitstehenden großkalibrigen Gewehr zu erschießen. Die dramatischen Szenen spielen sich in dem nur für das Personal zugänglichen Wirtschaftsgebäude des Tigerhauses ab. Die Besucher werden per Lautsprecher aufgefordert, den Park zu verlassen. Die Ballonverkäuferin am Eingang beobachtet, dass die Leute ohne Eile oder gar Panik herauskommen. Sie wissen nicht, was passiert ist. Wenig später, als der Tiger tot ist, gibt es Entwarnung. Die Besucher kommen wieder zurück.

Im Internet ist nun eine Debatte darüber entbrannt, ob das Tier erschossen werden musste. „Warum gibt es für solche Ernstfälle kein Betäubungsgewehr?“ fragt der User eines Forums. Ein anderer schreibt: „Traurig, dass ein so schönes Tier sterben musste, weil ein Mensch seinen Job nicht richtig gemacht hat.“ „Schrecklich, wenn Tierschützer zuerst den Tod eines Tieres beklagen“, sagt ein Dritter.

Dutzende von Kommentatoren erörtern die Zoohaltung von wilden Tieren allgemein. Jörn Ehlers vom WWF sagt dazu, Tiger in Zoos seien allesamt verhaltensgestört. Auch Peta und Vier Pfoten kritisieren die „artwidrige“ Haltung von Wildtieren und bemängeln die „viel zu kleinen Gehege“. Ausbrüche und tödliche Unfälle seien programmiert.