Das Köngener Wahrzeichen, die Peter- und Paulskirche, droht in die Knie zu gehen. Weil auch das Pfarrhaus und das Gemeindehaus aufwändig saniert werden müssen, hat die Kirchengemeinde eine Spendenaktion ins Leben gerufen.

Köngen - Die Peter- und Paulskirche in Köngen – eine Heimat und Fundament für geistliches Leben. Das benachbarte historische Pfarrhaus – Anlaufpunkt und geschützter Raum für Seelsorge. Das Gustav-Werner-Gemeindehaus – Angebot für Vielfalt und Gemeinschaft. Auf diesen drei steinernen Säulen gründet das Leben der evangelischen Kirchengemeinde in Köngen. Jetzt sind alle drei Säulen brüchig geworden.

 

Knapp eine Million Euro soll in den kommenden Jahren in die Reparatur von Gottes-, Pfarr-, und Gemeindehaus fließen. An Zuschüssen und Rücklagen stehen 641 000 Euro zur Verfügung. Den Rest – rund 350 000 Euro – muss die Gemeinde aus eigener Kraft aufbringen. Unter dem Motto „Tradition bewahren – Zukunft gestalten“ ist nun der Startschuss zu einem auf drei Jahre angelegten Spendenmarathon gefallen. In jedem Köngener Postkasten landet eine Broschüre, die auf die Herausforderungen – und auf die Spendenmöglichkeiten – hinweist.

Auf Kies gebaut

Die Köngener Peter- und Paulskirche ist vor mehr als 500 Jahren nicht auf Sand, möglicherweise aber auf einem Hügel Neckarkies gebaut worden. Weil der über die Jahrhunderte festgebackene Untergrund durch die heißen Sommer der vergangenen Jahre und die dauerhafte Trockenheit unter dem Gotteshaus regelrecht schrumpft, gehen die Kirchenfundamente in die Knie. Sichtbare Zeichen der unsichtbaren, weil unterirdischen Vorgänge sind Risse, die sich beinahe handbreit durch das Kirchenschiff und den Chorraum ziehen.

„Regelmäßige Kirchgänger können zusehen, wie es immer weiter auseinanderklafft“, berichtet der Pfarrer Ronald Scholz. Mit dem Problem, das der Geistliche auf die allgemeine Erderwärmung zurückführt, ist Köngen im Einzugsgebiet der württembergischen Landeskirche nicht allein – aber ganz vorne dabei. Das Schadensbild an der Fassade der mächtigen Peter- und Paulskirche sei das zweitschlimmste im ganzen Land, hat sich Ronald Scholz sagen lassen.

Schweres Gerät im Einsatz

Obwohl die Kirchengemeinde schon rund 50 000 Euro für Notsicherungen an den Fensterbögen und im Chorraum in die Hand genommen hat, konnte der Verfallsprozess nicht gestoppt werden. Weil der Werkzeugkasten an kosmetischen Reparaturen ausgereizt ist, kommt nun schweres Gerät zum Einsatz: „Wir werden das Gotteshaus mit Betoninjektionen stabilisieren, die mithilfe eines Düsenstrahlverfahrens punktuell in den Boden gespritzt werden“, sagt Scholz. Rund 330 000 Euro sind als Gesamtkosten angesetzt, 150 000 Euro davon muss die Kirchengemeinde selbst aufbringen.

Das ebenfalls denkmalgeschützte, im Jahr 1844 errichtete Pfarrhaus muss energetisch auf den Stand der Technik gebracht werden. Nachdem schon im Jahr 2018 eine Gasheizung eingebaut und die Fensterfront abgedichtet wurde, geht es mit der Dämmung des Daches weiter. Rund 212 000 Euro kostet es, unterhalb der Dachziegel eine Kältesperre einzubauen. Einen Anteil von 55 000 Euro muss die Gemeinde selbst aufbringen.

Das meiste Geld fließt in die Sanierung und in den Umbau des 1966 errichteten Gustav-Werner-Gemeindehauses. Weil auf das Gelände zusätzlich der Krankenpflegeverein mit neuen Wohn- und Betreuungsformen für Senioren einzieht, müssen die Außenanlagen neu strukturiert werden. „Wir wollen die Chance nutzen und auch den Spielbereich erneuern“, sagt die Pfarrerin Ursula Ullmann-Rau. Das wird in der Gemeindekasse – bei einem Gesamtaufwand von 450 000 Euro – mit 145 000 Euro zu Buche schlagen.