Viele alte Gesichter, Queen-Cousins, die das Rentenalter eigentlich längst erreicht hätten – König Charles III. will eine schlanke Monarchie, aber wie viel Abspecken geht noch?

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Das ist sie also, König Charles’ „slimmed-down monarchy“, das schlanke britische Königshaus, mit dem der Monarch in die Zukunft gehen will. Umgeben von der Riege der „working Royals“, der Windsors, die offizielle Aufgaben und Termine fürs Königshaus wahrnehmen, stehen König Charles III. und Königin Camilla für die offiziellen Krönungsfotos auf den Stufen des Throns im Buckingham Palace.

 

Dass viele dieser Menschen schon ziemlich betagt sind, entgeht keinem, der sich die Fotos ansieht. Viele haben das Rentenalter schon längst überschritten: Edward, der Herzog von Kent, Cousin der verstorbenen Queen, ist 87 Jahre alt. Der Herzog von Gloucester und seine Frau sind beide auch schon weit über 70. Prinzessin Alexandra, eine weitere Cousine der verstorbenen Königin, feierte vergangenes Jahr ihren 86. Geburtstag. Sie haben zwar noch Schirmherrschaften inne und absolvieren Termine, doch für eine moderne Monarchie stehen sie nicht. Früher oder später werden sie wohl nach und nach den Dienst quittieren.

Und dann? Als Charles sich die abgespeckte Monarchie ausdachte, war er noch Prince of Wales und die Königsfamilie sah anders aus. Seine Eltern lebten noch, Prinz Andrew war wegen seiner Verstrickungen in den Missbrauchsskandal um den Milliardär Jeffrey Epstein noch nicht in Ungnade gefallen. Charles rechnete damit, dass Prinz Harry und seine Familie als „working Royals“ zur Verfügung stehen.

Prinzessin Anne bringt es auf den Punkt

2023 ist das Bild ein anderes. Prinzessin Anne, die stets scharfsichtige „Princess Royal“, brachte es in einem Interview mit dem kanadischen Fernsehen vor der Krönung auf den Punkt: „Ich glaube, die Idee kam zu einem Zeitpunkt, als mehr Menschen da waren“, sagte die 72-Jährige. Noch mehr Abspecken geht nicht, sagt die Schwester des Königs, die als fleißigster Royal überhaupt gilt, für die Krone von Termin zu Termin hastet.

Doch König Charles steht auch unter Druck. Die Demonstrationen am Krönungstag in London haben gezeigt: die Monarchie steht für viele Britinnen und Briten auf dem Prüfstand. Dass eine ganze Horde Windsors auf der Gehaltsliste des Palasts steht, wird heute noch weniger akzeptiert als früher. Gleichzeitig muss das Königshaus relevant bleiben, nah bei den Leuten sein, noch in den entlegensten Orten des Vereinigten Königreichs präsent sein. Nicht umsonst war ein Motto der verstorbenen Queen: „I have to be seen to be believed.“ („Man muss mich sehen, damit man an mich glaubt.“) Das geht aber nur mit genügend Leuten.

Vor allem junge Menschen fühlen heute oft eine gewisse Distanz zum Königshaus. In einer Umfrage vor der Krönung gaben 78 Prozent der jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren an, kein Interesse an den Royals zu haben. Ändern könnten das vermutlich nur die jungen Windsors: Nach dem „Megxit“ bleiben dafür Prinz William und Prinzessin Kate mit den drei niedlichen Kindern, die aber auch nicht überall sein können. In den monarchiefreundlichen britischen Medien werden Rufe laut, Prinz Andrews Töchter Eugenie und Beatrice mehr fürs Königshaus einzuspannen. Am Sonntag besuchten die beiden Prinzessinnen im Norden Londons ein Straßenfest. Doch solche Termine bleiben bislang sporadisch – Eugenie und Beatrice sind keine „working Royals“.

So verteilt sich die royale Last weiterhin auf wenige Schultern: Prinz Edward, der frischgebackene Herzog von Edinburgh, und seine Frau Herzogin Sophie gelten wie Prinzessin Anne als fleißige, relativ unanspruchsvolle Arbeitsbienen im Auftrag der Krone. Vor ein paar Jahren hätte Charles’ seinen jüngsten Bruder samt Familie wahrscheinlich noch gern zur Seite geschoben – jetzt dürfte er froh sein, dass es die Edinburghs gibt.