„Sehr geehrter Herr Bundespräsident ...“ König Charles III. hält seine Begrüßungsworte beim Staatsbankett und große Teile seiner Rede im Bundestag auf Deutsch. Mit charmantem britischem Akzent.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Schneller hätte er das Publikum im Festsaal des Schloss Bellevue nicht für sich einnehmen können: „Sehr geehrter Herr Bundespräsident, ich weiß nicht, wie ich Ihnen für Ihre überaus freundlichen Worte und für Ihre unvergessliche Gastfreundschaft in diesem festlichen Rahmen danken soll.“ Auf Deutsch sprach König Charles III. diese Worte beim Staatsbankett am Mittwochabend. Erst nach zwei Minuten wechselte er ins Englische.

 

Fließend las der König seine Rede auf Deutsch vom Blatt vor – mit einem eleganten britischen Akzent (im Video zu sehen ab Minute 14.30). „Es ist schön von Ihnen, dass Sie gekommen sind“, sagte Charles III. den Gästen, „und mich nicht mit einem Dinner for one alleine lassen.“ Ein Scherz, der freundliche Lacher erntete.

Auch am Donnerstag, bei seiner Rede vor dem Bundestag (zu sehen ab Minute 41), begann König Charles auf Deutsch, wechselte im Fortgang der Rede mühelos zwischen seiner Muttersprache – in der er sich naturgemäß deutlich wohler fühlt – und dem Deutschen. Über das komplizierte Wort „Rechenschaftspflicht“ stolperte der Monarch kurz.

Einen speziellen Scherz für das deutsche Publikum hatte Charles auch noch in petto: „In den letzten 50 Jahren haben wir viel zusammen gelacht – sowohl über als auch miteinander.“ Dann zitierte er einen deutschen TV-Klassiker, der für viele der Inbegriff britischer Kultur darstellt – in Großbritannien selbst aber völlig unbekannt ist: „Und während Miss Sophies The same procedure als every year, James hoffentlich kein korrektes Bild des modernen Großbritanniens vermittelt, gehört es, wie ich weiß, doch zu einem deutschen ‚glücklichen neuen Jahr’.“ Die Lacher des Parlaments waren dem Monarchen sicher – und auch „Queen Consort“ Camilla schmunzelte.

Es ist nicht das erste Mal, dass Charles bei einem offiziellen Anlass Deutsch spricht. Als er 2020 am Volkstrauertag im Bundestag sprach, begann er ebenfalls erst in der Sprache Goethes und Schillers, bevor er ins Englische wechselte.

So gut Deutsch wie sein Vater spricht Charles natürlich nicht. Der Herzog von Edinburgh gab ganze Interviews auf Deutsch – sein britischer Akzent war dabei praktisch unhörbar.

Fremdsprachen zu beherrschen gehört für Monarchen überall zum guten Ton. Doch König Charles ist familiär eng mit Deutschland verbunden. Natürlich hat die britische Königsfamilie überhaupt viele deutsche Äste im Stammbaum – seine berühmte Vorfahrin Queen Victoria heiratete zum Beispiel ihren deutschen Cousin Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. So waren die Windsors bis 1917 offiziell als Haus von Sachsen-Coburg-Gotha bekannt, bevor sie sich angesichts des Ersten Weltkriegs demonstrativ einen typisch englischen Namen gaben.

Engere Verbindungen nach Deutschland hat Charles aber durch seinen Vater, Prinz Philip. Der 2021 verstorbene Herzog von Edinburgh stammt aus dem deutschen Adelshaus Battenberg. Die britische Linie der Familie anglisierte ihren Namen dann in Mountbatten – zur gleichen Zeit, als auch die Windsors sich ihres deutschen Namens entledigten.

Philip, der Prinz mit der unübersichtlichen griechisch-dänisch-deutschen Abstammung, wurde als Kind bei der Verwandtschaft herumgereicht. Als die Ehe seiner Eltern scheiterte, ging aufs Internat in Salem, bevor er 1933 endgültig nach Großbritannien zog.

Alle vier Schwestern des Ehemannes von Queen Elizabeth II. heirateten deutsche Adlige. So hat König Charles Verwandtschaft über ganz Deutschland verteilt: im Hohenlohischen, im Badischen, in Hessen und Hannover. Schon als Junge reiste er mit seinem Vater zu Verwandtschaftsbesuchen. „Er war sehr unterhaltsam“, sagt Eduard Prinz von Anhalt über seinen Onkel Prinz Philip. „Er hat mir zum Beispiel beigebracht, französischen Rosé zu trinken, weil das für ältere Herren bekömmlicher ist als Weißwein.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schenkte Charles III. am Mittwoch ein Foto seines ersten Deutschland-Besuches im Jahr 1962. Der Schnappschuss zeigt ihn im Alter von 13 Jahren bei der Ankunft mit seinem Vater, Prinz Philip, auf dem Flughafen Frankfurt. „Ein junger Journalist, damals noch Praktikant, hat das Bild auf dem Rollfeld aufgenommen“, sagte Steinmeier.