Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens gibt das Möhringer Gymnasium ein Jubiläumsbuch mit 250 Seiten heraus. Der offizielle Festakt ist im Juli.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Am 15. April 1914 war Folgendes in der Zeitung zu lesen: „Der Eintritt der für die Schule angemeldeten oder von anderen höheren Mädchenschulen überwiesenen Schülerinnen erfolgt am Donnerstag, den 23. April. Am Tage des Eintritts sind für sämtliche Schülerinnen die Geburtsscheine, die Abgangszeugnisse der etwa zuletzt besuchten Schulen, ebenso die Zeugnisse über erfolgte Wiederimpfung vorzulegen.“ Es war die Geburtsstunde des Königin-Charlotte-Gymnasiums.

 

100 Jahre sind seitdem vergangen. Die Schulgemeinschaft feiert den runden Geburtstag im Sommer. Doch schon in diesen Tagen erscheint die Jubiläumsschrift. Es ist ein ganzes Buch geworden, mit stattlichen 250 Seiten. Und daran haben viele Lehrer, Schüler und Ehemalige mitgearbeitet. Darauf weist schon der Einband hin. Es zeigt eine bunte „100“ und die drei Buchstaben „KCG“ – gebildet von den Mädchen und Jungen, welche die Schule derzeit besuchen. Die meiste Arbeit mit dem Buch hatte jedoch Heiger Ostertag. Er lehrt Deutsch und Geschichte am KCG, und bei ihm liefen die Fäden für die Festschrift zusammen. Viele 1000 Bilder hat er gesichtet, alte Zeitungsartikel gelesen und alle diejenigen auf Trab gebracht, die sich an dem Buch beteiligen wollten.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Wir wollten die Schule in all ihren Facetten vorstellen“, sagt Heiger Ostertag. Dazu gehört auch, dass sich in dem Buch viele Bilder finden. Denn so etwas bringe Leben in eine Festschrift, meint Ostertag.

Keine ausführliche Chronik

Auf eine ausführliche Chronik hat er verzichtet. „Das wäre nur langweilig geworden“, so Ostertag. Statt dessen gibt es eine Zeitleiste mit kleinen Bildern und kurzen Informationen. Dort ist beispielsweise zu lesen, dass die „Mädchenschule III“ 1915 in „Königin-Charlotte-Realschule“ umbenannt wurde. Sechs Jahre später, genauer gesagt am 13. Oktober 1921, können die Mädchen das neue Schulgebäude an der Zellerstraße beziehen. Damals waren es 641 Schülerinnen in 18 Klassen. 1938 gibt es die ersten Abiturprüfungen an der Schule. Kurze Zeit später bricht der Zweite Weltkrieg aus. Die Schule wird geschlossen. Nach Kriegsende wird der reguläre Schulbetrieb wieder aufgenommen. 1965 gibt es erste Gespräche darüber, in Möhringen ein Gymnasium einzurichten. Doch erst neun Jahre später ist es soweit: Am 5. April 1974 zieht das KCG von der Zellerstraße in das Rembrandt-Schulzentrum. Das KCG hat zu diesem Zeitpunkt 730 Schüler in 26 Klassen.

Doch das alles sind nur Zahlen und Fakten. Viel interessanter sind die Menschen, die dahinter stehen, die die Schule zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Allen voran Königin Charlotte, die Namensgeberin. In dem Buch ist ein Brief aus dem Kabinett der einstigen Landesmutter abgedruckt. In diesem erteilt die Königin die Erlaubnis, dass die Schule ihren Namen tragen darf.

Dann ist da noch ein kleiner Zettel, auf dessen Abdruck Heiger Ostertag besonders stolz ist. „Ich wünsche Ihnen, der Schule und dem geplanten Jubiläum alles Gute, reibungsloses Gelingen aller Vorhaben, ein schönes Fest“, ist darauf zu lesen. Geschrieben hat ihn Gerlinde Kretschmann, und zwar mit der Hand und nicht mit dem Computer. Ostertag hatte mehrmals im Büro der Landesmutter angerufen. Eben weil 100 Jahre zuvor die damalige Landesmutter der Schule ihren Namen gegeben hatte. „Aber ich habe die Auskunft bekommen, dass Frau Kretschmann für so etwas keine Zeit habe“, sagt Ostertag. Dann habe er die Frau des Ministerpräsidenten am Rande einer Veranstaltung angesprochen. Schnell und unkompliziert schrieb diese das kurze Grußwort auf einen einfachen Zettel. „Mehr wollte ich doch nicht“, sagt Ostertag.

Gerda Taro war Schülerin am KCG

Ansonsten finden sich in der Jubiläumsschrift Berichte über die vielen Schüleraustauschprogramme, über die AG Jugend forscht und die Schülermitverantwortung (SMV). Nicht zuletzt sind auch einige Zeitungsartikel jüngeren Datums abgedruckt, beispielsweise ein Artikel über Gerda Taro. Die berühmte Kriegsfotografin war einst Schülerin am KCG.

Die Schule hat sich das Jubiläumsbuch einiges kosten lassen. „Bei 100 Jahren darf es schon ein bisschen mehr sein“, sagt Heiger Ostertag. Mit dem Layout war Kai Strömer, ein Profi, beauftragt. Für diesen war das freilich kein Job wie jeder andere, denn auch er war einst Schüler am KCG. Freilich hat Ostertag für das Buch auch einige Sponsoren gefunden. „Aber auf Werbung haben wir bewusst verzichtet“, sagt er. Er selbst hat unzählige Stunden in das Jubiläumsbuch investiert. Aber bereut habe er das nicht. „Mich hat das selbst interessiert und ich habe viele interessante Einblicke bekommen“, sagt Ostertag.