Das 200-Jahr-Jubiläum des Königin-Katharina-Stifts war ein Fest der europäischen Verständigung.

S-Mitte - Einen Baum zu pflanzen, ist ein Akt, der auf Zukunft zielt. So war es , als das Königin-Katharina-Stift (KKS) zum Einstieg ins 200 Jahre-Jubiläum im März im Schlossgarten eine Ulme gepflanzt hat. Denn eine Ulme hat das Potenzial, die doppelte Spanne an Zeit zu überdauern, die das „Katzenstift“ bereits auf dem Buckel hat. Und sie vermag das Böse zu bannen – zumindest nach slawischem Glauben. Womit ein Bogen in die Vergangenheit gespannt war: zur Zarentochter Katharina Pawlowna, der nachmaligen Ehefrau des württembergischen Königs Wilhelm I. Neben manchem mehr an Fortdauerndem hatte Katharina von Württemberg vor 200 Jahren das KKS gegründet. In einem damals nicht selbstverständlichen liberalen Geist, als „höhere Bildungsanstalt“ für Mädchen – auch mit Zugang für Kinder aus dem langsam wachsenden Bürgertum.

 

Blühendes Aztekengold

Wenn der Schulleiter Franz Baur zum Jahresausklang zurückblickt auf ein „umfangreiches und erfolgreiches Schuljubiläum“, dann denkt er an ein weiteres, eher unscheinbares Pflanzprojekt. „Denn beim Gartenprojekt in den bescheidenen Möglichkeiten des Schulhofes habe ich eine motivierte Schulgemeinschaft erlebt. Sie hat die Beete sogar über den trockenen Sommer gebracht.“ Weshalb man nun am Portal – mitten im Winter – etwa blühendes Aztekengold bestaunen kann.

„Dinge die bleiben“ ist auch ein Leitmotiv. Dazu zählt Baur die stilvoll gestaltete und inhaltsreiche historische Festschrift zum Jubiläum. Ein Buch, das schon vom historischen Umfeld seines Gegenstandes her entschieden mehr reflektiert als reine Schulgeschichte: ein Stück Württemberg auch – und im Wandel der Zeiten, als heute allgemeinbildendes Gymnasium mit ganz speziellem, bilingualen Profil samt Hochbegabten-Zug auch die Bedeutung des KKS in der Schullandschaft. So räumt der Schulleiter durchaus ein, dass die Debatten um den Verbleib im historischen Gebäude an der Schillerstraße „an den Nerven gezerrt“ habe. Wie eine Preziose, die Sicherheit verheißen soll, verweist Baur im Jubiläumsbuch auf den Satz im Grußwort von Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der versichert: „Die Schule bleibt, wo sie ist: an der Kulturmeile. Hier gehört sie hin!“

Das Jubiläum habe „großartige Momente“ gehabt. Etwa ein orthodoxer Gottesdienst vor Katharinas Grabkapelle auf dem Württemberg, das Konzert in der Stiftskirche, der Festakt im Neuen Schloss. Und „wirklich wunderbar“ sei das Ehemaligentreffen mit Hunderten von Beteiligten gewesen: „Naturgemäß vor allem Frauen, zum Teil sogar drei Generationen aus einer Familie.“ Mit dabei: die Enkelin einer von den Nazis relegierten jüdischen Schülerin, die hochbetagt in Israel lebt: „Wir haben ihr das Jubiläumsbuch geschickt, sie war sehr berührt“, erzählt Baur. „Diese Geschichte ist noch nicht abgeschlossen.“

Partnerschaft mit Krakau

Ganz neu belebt wurde durch das Jubiläum die Schulpartnerschaft mit dem Frédéric-Chopin-Lyzeum in Krakau: „Begründet wurde diese Partnerschaft 1988, also noch zu Zeiten des Kalten Krieges“, erläutert Baur. Dann habe sie lange geruht: „Wir haben das Jubiläum zum Anlass genommen, diese Partnerschaft aufleben zu lassen.“ Daraus habe sich „ein absoluter Höhepunkt des Jubiläumsjahres“ ergeben. Fünf Tage war eine 50-köpfige Delegation aus Schülern und Lehrern zu Gast. „Mit das Schönste im ganzen Jubiläumsjahr war das vorher nicht geplante Dankeschön-Konzert der Krakauer in unserer Turnhalle, von 600 Schülerinnen und Schülern umlagert, die auf dem Boden saßen.“

Das wirkt weiter: „Wir müssen etwas auf die Beine stellen. Das ist der Wunsch unserer polnischen Freunde“, betont Baur. „Sie wollen ein Signal pro Europa senden, gegen Abschottung und nationalistische Tendenzen.“ Deshalb soll die Partnerschaft institutionalisiert werden, etwa mit Schüler-Workshops zu den Themen europäische Einheit und europäische Werte sowie mit zwei Konzertreihen, die im zweijährigen Wechsel zwischen Krakau und Stuttgart stattfinden sollen. Baur resümiert: „Es ist beeindruckend, wie sich das Lyceum dafür engagiert. Die europäischen Säulen der Partnerschaft, die wir planen, das ist auch etwas, was aus dem Jubiläumsjahr bleibt.“