Hoher Besuch aus der Heimat: Baden-Württembergs Regierungssprecher Rudi Hoogvliet hat niederländische Wurzeln – und kein Problem mit der Monarchie. Er findet, die Oranje-Royals seien „ein bisschen bodenständiger“.

Stuttgart – Am Dienstag besucht das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima Stuttgart. Dort lebt seit mehr als 30 Jahren der in Vlissingen geborene Rudi Hoogvliet. Den Niederländer, der längst einen deutschen Pass hat, verschlug es der Liebe wegen vom Nordsee- an den Neckarstrand. Dort erklärt er heute als Regierungssprecher die Politik der grün-roten Landesregierung.
Herr Hoogvliet, Sie sind gebürtiger Niederländer – und damit automatisch Royalist?
Nun ja, von einem Automatismus zu reden, wäre sicher zu viel. Aber ich bin damit aufgewachsen und ich habe noch die Schulhefte mit eingeklebten Fotos der Königsfamilie. Nicht alle Niederländer werden der Monarchie etwas abgewinnen können, aber die königliche Familie genießt viel Sympathie. Und bei Lichte betrachtet, ist das Königshaus auch von großem Vorteil: Ein gekröntes Haupt macht im Ausland viele Türen auf – auch für ein kleineres Land wie die Niederlande.

Welche Erinnerungen und Emotionen verbinden Sie persönlich mit der Regentschaft von Königin Beatrix?
Meine Zeit in den Niederlanden liegt ja schon eine ganze Weile zurück. Die Erinnerungen sind demnach schon älter. Aber zum Beispiel ist mir die Hochzeit von Beatrix und Claus noch nachdrücklich in Erinnerung – ein Riesenfest, begleitet aber von Krawall auf den Straßen Amsterdams. Für uns Schüler war die Hochzeit über Wochen ein Topthema im Unterricht. Und natürlich der alljährige „Prinsjesdag“. Der dritte Dienstag im September zur Eröffnung des Parlaments, an dem das Staatsoberhaupt in der goldenen Kutsche vorfährt und die Thronrede hält und die Zielsetzungen der Regierung für das nächste Jahr erläutert. Das ganze live im Fernsehen

Was zeichnet die niederländische Monarchie im Vergleich zu anderen Königshäusern in Europa besonders aus?
Sie war vielleicht vor allen anderen ein bisschen bodenständiger, nicht so pompös im Auftreten. Das ist vielleicht das Niederländischte überhaupt. „Benimm dich normal, dann bist du schon verrückt genug“, ist eine typische Redeweise in Holland.

Ihrem jetzigen Chef, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, sagen manche auch eine monarchische Attitude nach. Bräuchte Baden-Württemberg wieder einen König?
Ach was. Wir haben einen erfolgreichen Landesvater, dessen Auftreten und Politik auf breite Zustimmung bei den Menschen stößt. Das reicht völlig.

Falls Sie einmal nicht mehr Regierungssprecher im Ländle sein sollten, wie wäre es denn mit einem Sprecheramt in Den Haag bei Hofe?
Eine nette Idee, aber der Job wäre mir ein wenig zu präsidial und viel zu wenig politisch. Außerdem fühle ich mich pudelwohl in Baden-Württemberg und gedenke nicht, nach Holland zurückzukehren.