Wieder sind Menschen durch Kohlenmonoxid vergiftet worden – diesmal im baden-württembergischen Brackenheim. Warum ist das unsichtbare Gas so gefährlich?

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Brackenheim - Acht Menschen – darunter ein Säugling – sind in einem Haus im baden-württembergischen Brackenheim durch ausströmendes Kohlenmonoxid vergiftet worden. Eine 16-Jährige erlitt so schwere Verletzungen, dass sie in eine Spezialklinik gebracht werden musste, wie die Polizei in Heilbronn mitteilte.

 

Das Mädchen war am Dienstagabend bewusstlos geworden – daraufhin wurde die Familie auf das ausströmende Gas aufmerksam. Neben der 16-Jährigen erlitten sechs Bewohner der Hauses leichtere Vergiftungen – unter ihnen ein zehn Monate altes Baby.

Was macht Kohlenmonoxid so gefährlich?

Kohlenstoffmonoxid oder Kohlenmonoxid (CO) besteht aus den chemischen Elementen Kohlenstoff und Sauerstoffel. Es ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas, das sogar durch Betondecken und Wände dringt. Kohlenmonoxid entsteht, wenn kohlenstoffhaltige Materialien wie Öl, Gas, Holz, Pellets oder Grillkohle bei hoher Temperatur verbrannt werden und gleichzeitig die Sauerstoffzufuhr nur gering ist.

Das Gas ist deshalb so hochgiftig, weil es das Hämoglobin im Blut bindet und den Transport von Sauerstoff unmöglich macht. Beim Hämoglobin handelt es sich um Eiweiße (Proteine), die in den roten Blutkörperchen Sauerstoff binden und ihnen ihre rote Farbe verleihen.

Warum wird vor Indoor-Grills gewarnt?

Eine besondere Gefahrenquelle sind Indoor-Grills. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Materialforschung und -prüfung (BAM) warnen: „Selbst wenn Fenster, Türen oder auch das Garagentor aus ‚Sicherheitsgründen‘ geöffnet sind, können CO-Konzentrationen auftreten, die zum Tode führen.“

Diese Gefahr besteht auch bei Geräten, die als spezielle Indoorgrills ausgelobt werden, obwohl sie glühende Holzkohle als Wärmequelle verwenden, oder bei holzkohlebefeuerten Kochtöpfen, so genannten „Hot pots“, wenn sie im Wohnzimmer oder in Restaurants betrieben werden.

Wenn Türen und Fenster nicht ausreichend zum Lüften geöffnet sind wie zum Beispiel bei Grillfesten in einer Tiefgarage, können CO-Konzentrationen entstehen, die tödlich sind.

Wodurch werden CO-Vergiftungen verursacht?

Typische Vergiftungsquellen sind Brände, defekte Gasthermen, Zier- und Heizkamine, die bei ungenügender Luftzufuhr und -abfuhr Kohlenmonoxid freisetzen können. CO-Vergiftungen kommen häufig vor bei Rauchgasvergiftungen und der Minenkrankheit, die durch Einatmen giftiger Gase im Bergbau entsteht.

Wie verläuft eine CO-Vergiftung?

Zu Beginn klagen die Betroffenen über Übelkeit und Schwindel. Im Verlauf der Vergiftung kommt es zu Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma, Herzrhythmusstörungen und schließlich zum Tod durch Hirnschwellung, Atem- und Kreislaufversagen. Sind mehr als 70 Prozent des Hämoglobins im Blut mit Kohlenmonoxid belastet, stirbt man innerhalb weniger Minuten.

Viele der Opfer, die die Vergiftung überleben, haben zeitlebens unter bleibenden Schäden am Herzen und Nervensystem wie zum Beispiel Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Psychosen, Bewegungsstörungen, Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen zu leiden.

Welche Geräte sind potenzielle Gefahrenquellen?

– Gasthermen, Durchlauferhitzer oder andere mit Gas betriebene Geräte.

– Heizungsanlagen die fossile Brennstoffe wie Öl, Holz, Gas verbrennen.

– Schornsteine und sonstige Ab- und Zuluftwege.

Es ist wichtig, dass alle Geräte im Haus, in denen Verbrennungsprozesse stattfinden, sowie die Abluftkanäle, Schornsteine und Kamine regelmäßig von Fachleuten wie Schornsteinfegern oder Ofen- und Luftheizungsbauern überprüft werden.

Welche Tipps geben Experten?

– Niemals Autos mit laufendem Motor in eine Garage stellen, auch wenn das Garagentor geöffnet ist.

– Niemals gasbetriebene Backröhren zum Heizen zweckentfremden.

– Niemals Holzkohle-Grills innerhalb von Gebäuden benutzen.

– Niemals mit Benzin betriebene Geräte in Innenräumen verwenden.