Der Kolbenhersteller Mahle darf die Arbeitszeit an den meisten deutschen Standorten kurzfristig für drei Monate um bis zu zehn Prozent ohne Lohnausgleich reduzieren. Für Markgröningen soll eine Sonderregelung geschlossen werden.

Stuttgart - An den meisten deutschen Standorten müssen die Beschäftigten des Stuttgarter Autozulieferers Mahle bis Mitte 2015 keine betriebsbedingten Kündigungen fürchten. Diese Vereinbarung haben Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter jetzt abgeschlossen. Im Gegenzug hat sich das Unternehmen eine größere Flexibilität bei Auslastungsschwankungen gesichert.

 

Vereinbart wurde, dass Mahle die Arbeitszeit ohne Entgeltausgleich kurzfristig für die Dauer von drei Monaten um bis zu zehn Prozent senken kann. Ergänzt werden könne diese Maßnahme etwa durch die Einführung von Kurzarbeit. Darüber hinaus hat Mahle sich die Zustimmung des Betriebsrat geholt, die Zahl der Leiharbeiter und befristet Beschäftigten im Durchschnitt auf bis zu acht Prozent zu erhöhen. derzeit seien weniger als zwei Prozent der Belegschaft Leiharbeiter. Rechne man die befristet Beschäftigten hinzu, liege der Anteil bei 4,5 Prozent. Eine Mahle-Sprecherin betonte, dass es derzeit keinen Grund gebe, die Vereinbarung unmittelbar anzuwenden. Sie sprach von einer reinen Vorsichtsmaßnahme. Die Werke seien planmäßig ausgelastet. Kurzgearbeitet wird seit einiger Zeit am Standort Rottweil, wo für die Nutzfahrzeugindustrie gefertigt wird sowie in Gaildorf, wo eine Gießerei geschlossen wurde. Ziel der Vereinbarung sei es, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte des Kolbenherstellers zu sichern. Die Stuttgarter beschäftigen weltweit knapp 49 000 Mitarbeiter, 9200 davon sind in Deutschland tätig.

Die Beschäftigungssicherung gilt allerdings nicht für das Werk in Markgröningen. Grund dafür ist die Lage im Bereich Kleinmotoren. Ein wichtiger Kunde, dessen Name die Mahle-Sprecherin nicht nennen will, habe Aufträge im Bereich Kleinmotoren abgezogen, um damit die eigene Fertigungstiefe zu erhöhen. Damit verliert der Mahle-Standort in diesem Jahr Umsatz in Höhe von zehn Millionen Euro und im kommenden Jahr von 20 Millionen Euro, erläutert Betriebsratschef Bernd Hofmaier-Schäfer.

Arbeitszeit soll reduziert werden

Von Mai an haben damit rechnerisch 80 von insgesamt gut 300 Mitarbeiter im Bereich Kleinmotoren in Markgröningen keine Arbeit mehr. 30 Beschäftigte davon wechseln in Altersteilzeit. Für die restlichen 50 Beschäftigten soll nun eine Verkürzung der Arbeitszeit für entsprechend weniger Gehalt vereinbart werden, sagt Hofmaier-Schäfer. Bisher werden in dem Bereich 40 Wochenstunden gearbeitet, künftig sollen es noch 35 Stunden sein. Dass in Markgröningen bisher eine deutlich längere Arbeitszeit gilt als dies der Metall-Tarifvertrag vorsieht, ist eine Besonderheit des Standortes. Vor einigen Jahren seien dort übertarifliche Zuschläge in erheblichem Umfang gezahlt worden, so der Betriebsratschef. Als deswegen vor einigen Jahren der Standort auf der Kippe stand, hatten die Geschäftsleitung und der Betriebsrat vereinbart, die Gehälter nicht anzutasten, stattdessen sollten die Beschäftigten – ohne Lohnausgleich – länger arbeiten. Nun soll die Arbeitszeit wieder reduziert werden. Damit die Beschäftigten nicht auf Geld verzichten müssen und die Kosten für Mahle nicht steigen, sollen künftige Gehaltserhöhungen auf den Übertarif der Betroffenen angerechnet werden. Hofmaier-Schäfer ist zuversichtlich, dass er in den kommenden Wochen eine solche Regelung mit der Geschäftsleitung besiegeln kann. Diese soll dann – im Gegenzug – eine Beschäftigungssicherung bis 2018 enthalten. Insgesamt sind in Markgröningen, wo auch noch Industriemotoren gefertigt werden, gut 700 Mitarbeiter tätig.

Von der soeben beschlossenen Vereinbarung ist aber nicht nur Markgröningen ausgenommen, sondern auch der Standort Wustermark bei Berlin, wo bisher von 160 Beschäftigten Nockenwellen gefertigt wurden. Künftig sollen dort geregelte Pumpen für die Autoindustrie hergestellt werden. Die Pumpen seien stark nachgefragt, versichert eine Sprecherin. Eine Reduzierung des Personals sei deshalb wohl nicht nötig.

Aufgelöst wurde bereits ein kleiner Standort rund 100 Kilometer von der Hansestadt Hamburg entfernt. Den betroffenen 40 Beschäftigten seien alternative Arbeitsplätze in Hamburg angeboten worden. Wie viele tatsächlich wechseln, sei noch unklar, versichert die Sprecherin.