Streetart kann auch überdacht: Am Samstag stellt Fred Collant seine Werke beim Event "Kollektives Kopfschütteln" im Theater tri-bühne aus. Wir haben den Straßen-Künstler vorab zum Gespräch getroffen.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

Stuttgart - Manchmal findet Streetart ein neues Zuhause, weit weg von den Straßen der Stadt, überdacht, in diversen Locations, die dem Ausstellungszweck dienen. So auch diesen Samstag, wenn Künstler Fred Collant seine Werke im Theater tri-bühne präsentiert. Der Abend, in den auch Poetry-Slamer und die Schauspieler des Theaters involviert sind, soll, kann, darf zum kolletiven Kopfschütteln anregen - spätestens wenn DJ Gambit den Gästen ein paar derbe Beats um die Ohren haut.

 

Die Fred-Bilder bleiben dann noch einen Tag länger hängen - bis Sonntagabend um 20 Uhr kann dort noch geschmökert werden. Wir haben mit Künstler Collant, der zwar auch schon in Michas Lädle austellte, aber eigentlich dafür bekannt ist, nachts durch die City zu ziehen, um die Stadt ein bisschen bunter zu machen, vorab geplaudert - über Straßenkunst und Ausstellungen beziehungsweise Ausstellungen von Straßenkunst.

War die Ausstellung deine Idee?

Das Theater tri-bühne ist auf mich zugekommen. Den Verantwortlichen gefallen meine Plakate, so sind wir ins Gespräch gekommen. Die Chemie hat gleich gestimmt, auf menschlicher wie auf künstlerischer Ebene. Aus der Idee einer Zusammenarbeit ist dann ein interdisziplinäres Ausstellungskonzept erwachsen, auf das ich sehr stolz bin.

Wieso heißt das Event "Kollektives Kopfschütteln"? Kunst soll ja eigentlich kein Kopfschütteln auslösen, oder?

Warum nicht?! Wer den Kopf schüttelt, hat sich einen Moment lang Zeit genommen und nachgedacht. Im Gegensatz zum gemalten Bild oder einer abstrakten Skulptur ist die Message meiner Plakate sehr eindeutig. Sie ergibt nur nicht immer Sinn. Das ist ja das Schöne am Nonsens: Er verschließt sich vor Vernunft und Logik und bricht mit der Art, wie wir sonst denken. Das ruft schon mal Kopfschütteln hervor. Aber trotz Kopfschütteln bleibt mancher Spruch eben in den Gehirnwindungen haften und begleitet den Betrachter eine Weile durch den Alltag. Das erhoffe ich mir zumindest.

Was darf man vom Abend erwarten?

Kommenden Samstag wird es einiges zum Kopfschütteln geben: Über meine Plakatsprüche wird so mancher Besucher das Haupt schütteln und sich fragen, wie ich auf solche Ideen komme. Unsere drei Poetry Slammer haben Texte im Gepäck, die sowohl zum Lachen als auch Nachdenken einladen. Und anschließend dürfen zu den Beats von DJ Gambit kräftig Kopf und Beine bewegt werden.

Ich stelle im Foyer des Theaters tri-bühne etwa 150 Plakate aus, die ich für diese Ausstellung angefertigt habe. Außerdem ist das Theater-Ensemble selbst am Start und führt durch den Abend. Die drei Poetry-Slammer Hank M. Flemming, Jens Wienand und Miriam Wahler präsentieren ihre Texte, dann tritt DJ Gambit mit einem 80-er-Jahre-Mix auf und rundet den Abend ab. Außerdem wird es für Besucher die Möglichkeit geben, selbst Plakate zu malen, die möglicherweise schon bald das Stuttgarter Stadtbild verschönern werden.

Wie sah/sieht deine Vorbereitung dafür aus?

Die Ausstellung hat mehr Vorbereitungszeit in Anspruch genommen, als meine anderen Projekte bisher. Diesmal habe ich mich - zusätzlich zum Plakate malen - mit potentiellen Künstlern getroffen. Insgesamt waren viel mehr Menschen involviert, um diesen interdisziplinären Kunstabend auf die Beine zu stellen. Das war schön, aber auch Kräfte zehrend.

Hast du Blut geleckt - werden weitere Austellungen folgen?


Die nächsten Ausstellungen sind schon geplant. Es sind wieder tolle Locations dabei und ich freue mich schon tierisch.

Was machen deine nächtlichen Streifzüge durch die Stadt - bleibt die Art auf den Streets oder wandert sie Ausstellungslocations ab?

Ich werde Eimer und Pinsel nicht an den Nagel hängen. Mit den Plakaten hat alles angefangen. Die Ausstellungen sind ein glückliches Nebenprodukt. Jetzt ist das Wetter ja  besser, also begebe ich mich auch wieder auf meine nächtlichen Streifzüge. Ich genieße die Zeit nachts, allein für mich. Das ist mein Urlaub.

Kollektives Kopfschütteln: Am Samstag, 17. Juni, ab 19 Uhr im Theater tri-bühne. Hier geht's zum Event und damit zu mehr Info.