Das starke Geschlecht heißt so, weil es starke Sprüche am laufenden Meter produziert. Die StZ-Kolumnistin Julia Schröder hat beim Fußballgucken aber auch noch ein paar starke Frisuren zu Gesicht bekommen.

Stuttgart - Bevor es am Samstagabend endlich so weit war, dass Mehmet Scholl seinen gerechten Zickenkrieg gegen Mario Gomez anzetteln konnte, musste viel geschehen. Ich musste im Supermarkt meiner Wahl irgendwelche Sachen in den Einkaufswagen legen, um auf die Mindestsumme für einen weiteren Fußballschlumpf zu kommen. Und ich musste in den Kessel fahren, um mich rechtzeitig zum Anpfiff „Holland – Dänemark“ in der Speisegaststätte meiner Wahl einzufinden.

 

Die Zeit in der Straßenbahn verschaffte mir tiefe Einblicke in brennende Männerseelen, die ihrer angemessen schwarz-rot-gelb geschmückten Begleiterin sich und die Welt erklärten: „Weißt du, die Russen gestern Abend, die haben gewonnen, weil die Tschechen ja so noch nie zusammengespielt haben. Dabei haben die die älteste Mannschaft. Dreißig oder so.“ „Hm.“ „Und der Klose hat ja heute Geburtstag.“ „Ach.“ „Und die Polen, haha, die Polen haben die Autobahn nicht fertig gekriegt.“ „Ja.“ – Vorbildlich, das gibt den großen Zeitung-lesen-dabei-gewesen-Orden am Bande.

Unten erwarteten mich im Lokal neben der Liederhalle auffallend viele, auffallend erregend gekleidete Frauen, mit denen ich nicht verabredet war. Die wollten auch gar nicht die Spiele gucken, sondern zu „Dream Musicals“ oder zu Sezen Aksu und konnten wahrscheinlich hier wie da alles mitsingen.

Apropos mitsingen. Von TV-Technik können die in besagter Wirtschaft echt ein Liedchen singen. So virtuos, dass vor lauter „Das werden wir gleich haben“-Gestöpsel an den Empfangsgeräten diese in Schweigen und Dunkelheit verharrten, als die – Achtung, Wortspiel! Schlagzeilen-Alarm! – Olsen-Bande zuschlug und den Holländern drei Punkte klaute. So viel zur Aufwärmphase, danach waren wir auf alles gefasst.

Das empfiehlt sich bei der Paarung Deutschland-Portugel, Verzeihung, -Portugal ja auch. Und damit komme ich ums Thema Haare nicht mehr herum. Manche nannten das, was sich zwischen Gomez und Ronaldo abspielte, gewollt witzig „Duell der Föhnfrisuren“. Das ist allerdings grob unhöflich und ignoriert die gezupften Augenbrauen von CR 7. Ein Glück gibt es noch echte Männer wie Mats Hummels.