Das Internet bietet viele clevere Möglichkeiten, um die Zahl der Kunden und Aufträge langfristig zu steigern. Das will unsere Kolumnistin jetzt ausnutzen.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Ich habe eine interessante Nachricht aufgeschnappt: Pro Monat wird im Internet 300-mal nach den Begriffen Dachdecker und Düsseldorf gegoogelt. Bei Gartencenter und Berlin sind es sogar mehrere Tausend Zugriffe. Besäße man ein Gartencenter in Berlin oder wäre Dachdecker in Düsseldorf, könnte man sich dumm und dämlich verdiene, denn das Internet, erklärte dazu ein Business-Coaching-Experte, sei ein automatischer Verkaufsroboter: „Das sind pure Kunden, die auf Sie warten, Sie müssen nur die Angel raushalten.“

 

Vielleicht sollte ich auch mal meine Angel raushalten. So könnte ich den Traffic auf meiner Homepage steigern, und es würden bald Milliarden User meine Seite anklicken. Während der automatische Vekaufsroboter mir die Golddukaten aufs Konto schaufelt, könnte ich mich in Düsseldorf als Dachdecker selbstständig machen oder in Berlin das Gartencenter leerkaufen.

Ganz schön clever! Ganz schön clever! Ganz schön clever! Fast so clever wie meine zweite Strategie zur Umsatzsteigerung: durch Wiederholung markanter Sätze kann ich den Output steigern und mir auch morgen noch meinen Zahnarzt leisten.

Kluge Zahnärzte wissen, wie die Kasse klingelt

Der hat nämlich ein extrem cleveres Geschäftsmodell: das Einsetzen von Provisorien. Dazu wird gespült, gesprüht, gesaugt, mit Küretten gekratzt, mit Tupfern desinfiziert, mit Pellets poliert und mit Alustreifen der Biss getestet. Nach einstündiger Vorbereitung durch zwei hochqualifizierte Mitarbeiterinnen wird das Provisorium schließlich so eingeklebt, dass es nach einer Woche wieder herausfällt. Also wird wieder gespült, gesprüht, gesaugt, mit Küretten gekratzt, mit Tupfern desinfiziert, mit Pellets poliert – und das Provisorium so eingeklebt, dass es nach einer Woche herausfällt. Das wird so oft wiederholt, bis man sämtliche Gartencenter leerkaufen kann.

Deshalb muss ich mir jetzt schnell eine Angel besorgen, bevor alles ausverkauft ist. Während Sie, liebe Leser, sich mal selbst beschäftigen und dieses Lied singen:

Sagt der Dachdecker zum Otter, dudel, didel, dudeldu, deck’ ich meine Dächer flotter, dudel, didel, dudeldu, mach’ per Dach ich viel mehr Schotter.

Refrain: Hängt der Kunde an der Angel, leidest niemals du mehr Mangel!

Ist der Kolumnist nicht dumm, dudel, didel, dudeldu, schafft (trotz Provisorium) sich den Buckel nicht mehr krumm. Hat auch so genügend Schotter, ach du lieber Otterschotter, dank Internetverkaufsroboter. (Refrain 48-mal wiederholen)