Auch die Jugendorganisationen der Parteien buhlen um Aufmerksamkeit. Bemüht jugendlich zeigt sich jetzt die Junge Union mit einem „Flashmob“. Der jedoch sorgte für Spott. Doch auch die Jungsozialisten fielen in Stuttgart schon mit ähnlichen Aktionen auf.

Stuttgart - Ein paar junge Menschen stehen in einem Einkaufszentrum in Karlsruhe: Sie haben eine Dreiecksformation gebildet, das Symbol der Dreifaltigkeit wird aufgegriffen von ihren Händen. Spontane Versammlung einer christlichen Sekte oder Ufo-Gläubige, die auf Abholung warten? Das Missverständnis klärt sich auf, als sie plötzlich ein Plakat auspacken: „Cool bleiben, Kanzlerin wählen“. Und die Hände in Dreiecksform: na klar, Merkels berühmt gewordene Raute, die sogar einen eigenen Tumblr bekommen hat.

 

Die Junge Union Karlsruhe betitelte das Video der Aktion mit „Flashmob“. Das ist insofern nicht ganz richtig, als ein Flashmob eine Zusammenkunft von Menschen meint, die sich tendenziell nicht kennen. Der Auftritt der Karlsruher JU-Protagonisten sah hingegen eher nach einem ziemlich organisierten Videodreh aus. Jedenfalls fand die Redaktion der NDR-Satiresendung „Extra 3“ das Video lustig, wenn auch auf eine andere Weise als von der JU-Gruppe erhofft. „Extra 3“ verbreitete das Video, in den sozialen Medien wurde es spöttisch kommentiert und geteilt.

Angriff gegen NDR-Satiresendung Extra 3

Bei der JU verteidigt man die Aktion, sie habe für Aufmerksamkeit gesorgt. Außerdem seien es 15 Teilnehmer gewesen, nicht zwölf, wie Extra3 fälschlicherweise behauptet habe, sagte der Karlsruher Kreisvorsitzende Daniel Gerjets auf Anfrage von stuttgarter-zeitung.de. Der Spott im Netz wird von Gerjets als „Stimmungsmache von Extra3 und taz“ abgetan. Gerjets geht zum Gegenangriff über: Extra3 habe selbst schon einmal einen Flashmob gemacht, der weniger Teilnehmer gehabt habe. „Wenn die sich an Ihre eigene Kritik halten würden, gäbe es diese Sendung nicht mehr“, so Gerjets.

Nun ist die Junge Union nicht die einzige Jugendorganisation einer Partei auf Stimmenfang. Bei der Juso-Bundeszentrale in Berlin amüsiert man sich sehr über den Karlsruher Flashmob. Peinlich? „Ja, definitiv“, sagt eine Sprecherin. „Das ist kein gutes Mittel, um junge Leute anzusprechen“, findet der Karlsruher Juso-Vorsitzende Markus Tideman.

Tidemans Genossen von den Jusos Stuttgart hingegen scheinen da anderer Meinung zu sein: Ein Video von 2010 zeigt einen „Flashmob“ der Jusos, bei dem sie mit Ministermasken verkleidet im Oberen Schlossgarten „Einer geht noch“ rufen – die Jusos forderten damit weitere Rücktritte im Bundeskabinett, wie ein Text zum Video verrät.

Was kommt als nächstes? Die Schlandkette lässt im JU-Shop noch auf sich warten. Die Jusos erteilen einem Stinkefinger-Flashmob als Reaktion auf die Merkelraute indes eine Absage: „Das ist nicht in Planung“, sagt eine Sprecherin.