Die Euro-Länder wollen über ein drittes Hilfspaket für Griechenland verhandeln. Twitter schreibt sich anschließend unter dem Hashtag #ThisIsACoup in Rage. Aber was ist ein Coup?

Brüssel - Elefanten und der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble haben eines gemeinsam: Sie sollten im Porzellanladen nicht allein gelassen werden. Nach der letzten Einigung zur griechischen Schuldenkrise hält der Europa-Chefvolkswirt der Bank Nordea, Holger Sandte, fest: „Das war kein Meisterstück der Diplomatie. Bundesfinanzminister Schäuble hat viel Porzellan zerschlagen.“

 

Bei Twitter war man geteilter Meinung. Während die einen sich über das am Montagmorgen erzielte #Agreekment freuten, nutzten die anderen den Hashtag  #ThisIsACoup – zu Deutsch :„Das ist ein Staatstreich“. Damit war der Kanal für Wut, Frustration und Protest gegen die europäische Verhandlungsstrategie offen:

Aber was ist ein Staatsstreich? Der Duden erklärt den Begriff als „gewaltsamen Umsturz durch etablierte Träger hoher staatlicher Funktionen“. Der Literatur- und Kulturwissenschaftler Joseph Vogl verwendet dagegen im Interview mit der "taz" die Definition des 17. Jahrhunderts: „ Damit ist die Vorstellung verbunden, dass übliche Maßregeln der politischen Klugheit nicht mehr funktionieren und dass man für extreme Fälle politischer Not extreme Mittel benötigt.“

Die Frage, ob die politische „Klugheit“ bei der Bewältigung der Griechenland-Krise funktioniert, wird unter dem Hashtag #ThisIsACoup eindeutig beantwortet:


Als Sandro Maccarone, ein Lehrer aus Barcelona, den Hashtag #ThisIsACoup zum ersten Mal am Sonntagabend bei Twitter verwendet, kann er noch nicht ahnen, das binnen weniger Stunden dieser Begriff 200.000 Mal kopiert und zu einem Revolutionshit wird:


#ThisIsACoup wurde zum Ausdruck des Aufstands derjenigen, die genervt sind von der Griechenland-Strategie der Euro-Staaten: Der Tropfen, der das Fass in den sozialen Netzwerken zum Überlaufen bringt, ist der Vorschlag von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, Griechenland einen zeitweisen „Grexit“ anzubieten.

Unterstützt wird der Protest der Twitterer noch von dem Nobelpreisträger, Kolumnisten und notorischen Kritiker der bisherigen Euro-Rettungsstrategie Paul Krugman. Er hält den Begriff „Staatsstreich“ in dem Zusammenhang mit den Plänen der EU für berechtigt: „The trending hashtag #ThisIsACoup is exactly right“, schreibt er auf seinem Blog der New York Times.

Die Liste der Forderungen der Eurogruppe sei „madness“, schreibt Krugman. Mit ihm einer Meinung sind zum Beispiel:

Gegenüber dem Elefanten im Porzellanladen ist Wolfgang Schäuble benachteiligt. Ein Dickhäuter kann nicht lesen. Beschwerden über den Schaden, den er anrichtet, kratzen ihn nicht. Im Gegenteil: er trampelt einfach alle platt. So ist dieser Vergleich zu lesen:


Außer Beschuldigungen gibt es auch Stimmen, die mit dem Hashtag spielerisch umgehen:


Und die Kritiker der Kritiker hatten natürlich auch rasch ihren Hashtag: #thisisnotacoup.