Lustige Katzenbilder im Internet sind nicht nur ein netter Zeitvertreib. Sie tragen auch immer öfter politische Botschaften. Wie die Facebook-Seite „Katzen gegen Glatzen“, die ein Zeichen gegen braunes Gedankengut setzt - von Pforzheim aus.

Stuttgart - Niedliche Kätzchen, verspielte Kätzchen, freche Kätzchen: in Form von Bildern und Videos sind Katzen schon lange ein wichtiger Bestandteil des Internets. Dass die possierlichen Tierchen nicht nur User in Verzückung versetzen können, sondern auch eine politische Botschaft transportieren, ist hingegen relativ neu, deckt sich aber mit der immer wieder im Netz geäußerten Vermutung, Katzen würden die Weltherrschaft erobern wollen. „Katzen gegen Glatzen“ heißt eine Facebook-Seite, die sich seit Anfang Februar eindeutig gegen Neonazis positioniert.

 

Knapp 1800 Fans hat die Seite, die ein abgewandeltes Whiskas-Logo mit dem Schriftzug KaGeGla ziert, innerhalb von zwei Wochen gesammelt. Gepostet werden dort natürlich lustige Katzenbilder – kombiniert mit eindeutigen Sprüchen gegen braunes Gedankengut. Da stellt zum Beispiel ein frischgeborenes Kätzchen mit angedeutetem Irokesenschnitt fest, dass Nazis „ne Scheißfrisur“ haben. Über die von Pegida vereinnahmte Parole „Wir sind das Volk“ lacht eine kleine Katze, bevor sie nüchtern feststellt: „Nein“.

 

Doch nicht nur auf der Facebook-Präsenz selbst gibt es Anti-Nazi-Katzencontent, die Katzen nehmen auch gerne mal Stellung zu Kommentaren von vermeintlichen Neonazis oder selbsternannten Patrioten. Wenn sich jemand auf einschlägigen rechten Facebook-Seiten über die deutsche Asylpolitik aufregt und Abschiebungen fordert, bekommt er als Antwort ein Foto einer Katze mit einer um den Kopf drapierten Scheibe Brot und dem Spruch: „Der Nazi nennt sich Patriot und ist so schlau wie Roggenbrot.“

 

Der Betreiber bekommt Drohungen von Neonazis

Hinter KaGeGla steckt der Student Paul K. (Name von der Redaktion geändert) aus Pforzheim, der zusammen mit zwei Freunden die Seite betreibt. Die Idee sei ihm durch eine Facebook-Statusmeldung eines befreundeten Beststellerautors gekommen. Der hatte Aufmunterung in Form von Katzenbildern gefordert, nachdem eine seiner Lesungen in Aschersleben misslungen war und er zudem dort Neonazis an jeder Ecke gesehen hatte. „Bei den Worten Katzen und Glatzen hat es bei mir Klick gemacht“, berichtet K.

Und wieso gerade Katzenbilder? Katzen stünden für friedliches, multikulturelles Miteinander, findet K. „Jeder kann sich mit ihnen identifizieren, jeder mag sie“, so der Student. Dennoch bekommt er über Facebook auch Drohungen. Davon lässt er sich aber nicht abschrecken: „Man kann das Ernst nehmen und Angst haben – oder aber man nimmt es mit Humor.“ Insgesamt käme aber deutlich mehr Zustimmung als Gegenwind. Wichtig ist K. auch, dass KaGeGla nicht in die linke Schublade gesteckt wird. „Es ist eine Anti-rechte Seite“, präzisiert er.

Auch abseits des Netzes ist K. politisch engagiert in der Pforzheimer Initiative gegen Rechts – die sich unter anderem diesen Montag, dem 70. Jahrestag der Bombardierung der Stadt durch die Alliierten, mit einem Friedensfest einer Fackelmahnwache von Neonazis entgegenstellt.

Katzen werden immer politischer

Dass Katzen ein probates Mittel gegen extreme Positionen sein können, hat Ende Januar bereits eine Aktion des Hamburger Vereins „Laut gegen Nazis“ gezeigt. Dabei wurden Internet-User dazu aufgerufen, die Facebook-Seite der NPD mit bunten Bildern und plakativen Sprüchen – darunter „Katzen statt Glatzen“ – zu überfluten.

Und nicht nur gegen Neonazis sind Katzen im Netz unterwegs: auch gegen Antisemitismus haben sich Samtpfoten auf Facebook zusammengetan. Katzen übernehmen vielleicht doch irgendwann die Weltherrschaft.