In der Öffentlichkeit oder Zuhause – Frauen sind häufig Opfer von männlichen Übergriffen. Wie Sprache auch etwas daran ändern kann, darüber sinniert unsere Kolumnistin Anna Katharina Hahn.
Oft stehe ich an einer Ampel und träume vor mich hin, warte in der U-Bahn-Station, denke an gar nichts, schlendere durch die Stadt, lasse die Augen schweifen. Ständig bleiben sie an Geschriebenem oder Gedrucktem hängen, dagegen kann ich nichts tun, muss alles lesen: Plakate, Slogans auf vorbeifahrenden Autos, Graffiti, Zettel an Laternenmasten. Just solche Momente nutzen sie aus, um mich zu überfallen - kurze Wörter, hastig hingeschmiert oder mit wütender Akribie tief in Lack oder Holz geritzt: Hure, bitch, Fotze, cunt. Jedes Mal zucke ich zusammen. Anschließend ärgere ich mich, wünsche mir selbst einen Lackstift oder Aufkleber, um alles durchzustreichen, unsichtbar zu machen.