Wenn das Homeschooling langweilt und der kleine Hunger kommt, greift die sechsjährige Tochter unseres Redakteurs selbst zum Rührlöffel. Da sie das alle paar Tage tut, werden ihre Pfannkuchen inzwischen besser als die von Papa.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Rems-Murr-Kreis - Guter Journalist und ein guter Vater zu sein – das ist mein persönlicher Anspruch. Da zwischen Homeoffice und Unterricht am Küchentisch derzeit alles miteinander verschmilzt, ist Zeitmanagement ist extrem wertvoll. Weil die sechsjährige Tochter ihre Homeschooling-Aufgaben meistens bewundernswert diszipliniert erledigt, bekommt sie das erste Briefing genau vor der morgendlichen Videokonferenz der Redaktion. Während ich im Obergeschoss die Kollegen am Monitor sehe, raucht unten das Köpfchen angesichts der Rechenaufgaben. Zumindest eine Weile lang. „Papa, wo ist denn eine Schüssel“, tönt es.

 

Die Erstklässlerin rührt als Überraschung Pfannkuchenteig an

Da die Tagesplanung der Redaktion oft länger dauert als gesund sein kann, beginnt der Nachwuchs, seiner Ansicht nach bereit für die große Pause, schon mal mit dem Kochen. Der Pfannkuchenteig, den das Töchterlein zusammenrührt, steht meinem in nichts nach. Okay, ich gebe es zu: Meist wird er sogar besser. Vorausgesetzt, es ist genügend Mehl im Haus, um die Massen an Milch und Ei, die gerade in die Schüssel geflossen sind, zu einer cremigen Masse werden zu lassen. Heute ist das nicht der Fall, wofür die Erstklässlerin natürlich nichts kann.

Da ich die dank Lockdown aufgeflammte Kochbegeisterung nicht ersticken will, versuche ich also mein Bestes. Da beim dritten Pfannkuchenversuch klar wird, dass die halb zerfledderte, halb verbrannte Matschpampe auch als Kaiserschmarrn nichts taugt, taufe ich das Ganze eben „Kaiserkuchen“ – mit genügend Puderzucker und Apfelmus als Beilage durchaus genießbar. Die Konsistenz sei egal, sagt das Töchterlein tröstend.

Ein Einhornlexikon entsteht

Der Rest der Mittagspause gehört ganz dem Kind. Da sie gerade im Einhornfieber ist, hat meine Tochter ein rund 40-seitiges Werk begonnen, ein bebildertes Lexikon sämtlicher Einhornarten. Es handelt sich um ein Versatzstück aus eigener Fantasie, Fernsehserien, findigen Spielzeugfabrikanten und jeder Menge Humor. Die Kleine macht die Illustrationen und denkt sich den Text aus, meine Funktion beschränkt sich auf das Niederschreiben des mir Diktierten. Bin ich schreibfaul und kürze den Wortlaut ab, wird das mit energischem Protest abgestraft.

Der Lockdown bringt die Spotify-Favoriten durcheinander

Gegen 13.30 Uhr ist die Pause vorbei. Bei mir geht die Arbeit weiter, bei meiner Tochter setzt Langeweile ein. Zum Glück gibt es ja Spotify, inklusive einer Playliste aller „My Little Pony“-Lieder. Das Untergeschoss wird zur Tanzfläche für Rainbow Dash, Pinkie Pie und Co. Ich mache mir gehörig Sorgen darüber, welche Stücke mir der intelligente Musikstreamingdienst am Ende des Jahres als meistgespielte „Songs des Jahres“ präsentieren wird. Und sobald der offenbar doch nicht ganz so intelligente Streamingdienst meint, ein Weihnachtslied untermischen zu müssen, ertönt lautes Geschrei von unten. Papa muss einschreiten.

Da die aktuelle Nachrichtenlage, eine Folge des Lockdowns, relativ entspannt bleibt, hat mein Kopf auch ohne derartige Aktionen Zeit zum Abschweifen. Auf dem Notizzettel vor mir nimmt eine Einkaufsliste Gestalt an. Ganz oben: jede Menge Mehl. Denn der nächste Pfannkuchenjieper kommt bestimmt.