Unsere Kolumnistin ist irritiert: Am Tag der Beerdigung der Queen herrscht draußen gespenstische Stille. 29 von 67 Millionen Briten sitzen vor dem Fernseher, Tausende säumen die Straße, und niemand scheint sich über die seltsamen, jahrhundertealten Rituale zu wundern.

Die Queen ist gestorben. Sie haben es gerade gebracht.“ Wir sind soeben in unser B&B zurückgekehrt, und Vermieterin Jude, die ich auf Ende dreißig schätze, ist sichtlich erschüttert. Dabei ist sie nicht einmal Britin, sondern kommt aus Australien. „God save the Queen. And the King!“ Sie fängt an zu schluchzen. „Sorry!“ Sie dreht sich um und stürzt aus dem Flur. „Oh dear“, sagt mein Mann, und ich bin nicht sicher, ob er Jude meint oder die Königin. Besonders berührt ist er nicht. Die Queen hat ihm Respekt abgenötigt, das schon, aber vor allem sieht er in diesem ganzen Tamtam eine immense Verschwendung seiner Steuergelder. In den nächsten zehn Tagen erweist sich, dass er mit seiner Meinung ziemlich alleine dasteht. Wir werden Zeugen eines bizarren, sich immer mehr zuspitzenden Dramas. Wer seit über hundert Jahren monarchiefrei lebt, beobachtet das Spektakel mit einer komplizierten Mischung aus Kopfschütteln, Faszination und Heiterkeit.