„Das ­Leben meistert man nur lächelnd oder gar nicht“, lautet ein chinesischer Spruch. Das hat sich offenbar auch das Böblinger Landratsamt zu Herzen genommen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Der Landkreis Böblingen nimmt es locker. „Wir wünschen euch für den Start ins Jahr 2018 alles Gute, viel Gesundheit und immer ein Lächeln auf den Lippen!“, heißt es auf der Facebook-Seite der Kreisbehörde. Dahinter könnte ganz eigennützig die Idee stecken, dass die Böblinger Kreisbewohner genau in diesem Zustand in die Zulassungsstelle kommen oder die neue Abfallgebührenordnung studieren. Das würde den alltäglichen Umgang mit ihnen um einiges erleichtern. Allerdings gilt dies für alle Beteiligten: „Das Leben meistert man nur lächelnd oder gar nicht“, lautet ein chinesischer Spruch.

 

Überhaupt scheinen – neben den Landratsamtsmitarbeitern – die Asiaten in diesem Bereich die Weisheit mit Stäbchen gegessen zu haben. „Gesundheit ist der größte Reichtum, Zufriedenheit ist der wertvollste Schatz, Liebe ist der beste Freund des Herzens, Lachen ist die größte Freude“, ist eine weitere Anleitung zum Glücklichsein vom größten Kontinent der Erde, die etwas tiefer geht als die Neujahrswünsche des Landkreises. „Das Glück kommt zu denen, die lachen“, lautet die buddhistische Kurzversion. Damit ist auch geklärt, wie 1,66 Millionen Euro in Böblingen landen konnten: Der Lotto-Gewinner hat beim Ausfüllen des Scheins lauthals gelacht.

Der SPD bleibt bei den nächsten Wahlen die Niederlage erspart

Florian Wahl hofft offensichtlich ebenfalls auf derart wegweisende Lebensweisheiten und hat den Jahreswechsel in Vietnam verbracht. In dem kommunistischen Land sind offiziell logischerweise mehr als 80 Prozent der Bevölkerung Atheisten. Trotzdem soll mindestens ein Fünftel dem Buddhismus zugeneigt sein. Und diese Religion ist grenzenlos optimistisch. „Ich habe beschlossen, dass 2018 ein gutes Jahr wird“, schreibt der Böblinger SPD-Gemeinderat deshalb vom Strand ins Facebook. „Mit 2016 & 2017 war ich nicht Freund“, ergänzt er. Im einen Jahr verlor er sein Landtagsmandat, im anderen fuhren die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl ein historisch schlechtes Ergebnis ein. „Niemand sagt, dass es leicht werden soll, aber irgendwie gut und gerecht, wäre schon was ... let‘s do it!“, lautet sein Aufruf.

Immerhin bleibt der SPD bei den nächsten Wahlen eine Niederlage erspart: Um den Posten des Böblinger Oberbürgermeisters haben sich bislang nur ein Schwarzer und ein Grüner beworben. Die Roten haben sich noch nicht einmal dazu geäußert, welchen von beiden sie bei dem Urnengang am 4. Februar unterstützen. Und wie in Berlin setzt sich die Politikverdrossenheit der Genossen in Rutesheim gleich fort, wo bisher nur ein Parteiloser die Regierungsgeschäfte vom scheidenden Bürgermeister Dieter Hofmann übernehmen will. Und nach Hildrizhausen werden sich die Sozialdemokraten mit Sicherheit nicht wagen: Dort fuhr der ebenfalls parteilose Matthias Schöck zuletzt nämlich kommunistische Werte von 99,66 Prozent ein. In China gelten beide Zahlen übrigens als Glücksbringer. In Mandarin wird 9 als jiu ausgesprochen, was passenderweise „für immer“ bedeutet.

Die Zukunft der Binningers

Wäre die SPD nicht so emanzipiert, könnte sie sich mit den Frauen trösten – nicht sexuell, sondern rein statistisch. Ihre Erwerbstätigenquote im Kreis Böblingen ist so niedrig wie so manches Wahlergebnis der Genossen. Sie hat sich seit dem Jahr 2000 zwar fast um zehn Prozent auf 56,2 Prozent gesteigert, damit liegt der Kreis im bundesweit jedoch auf Platz 142. Die Männer kommen mit 69,5 Prozent in sozialversicherungspflichtigen Jobs dagegen auf Platz 13. Demnächst fällt noch die Frau von Clemens Binninger aus dieser Statistik heraus, womit sämtliche Bürgermeisterstellen des Kreises in Männerhand sind.

Ulrike Binninger wechselt vom Nufringer Rathaus in die Selbstständigkeit. Mit ihrem Mann will sie in einer gemeinsamen Beratungsfirma durchstarten. Ihrem Mann muss angesichts der gefrusteten SPD aber mittlerweile das Lachen vergangen sein. Denn solange seine CDU keinen Koalitionspartner findet, kommt der Böblinger Bundestagsabgeordnete nicht weg aus Berlin. Er kann nur hoffen, dass noch mehr Sozialdemokraten solch asiatisch inspirierte, hoffnungsfrohe Vorsätze wie Florian Wahl für 2018 gefasst haben.