Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche hilft der nachhaltigste Adventskalender der Welt beim Energiesparen. Die Kreativität bleibt derweil auf der Strecke.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Sindelfingen - Nicht Weihnachts-, sondern Wahlgeschenke werden gerade im Kreis verteilt. Die Böblinger Schulen erhalten beispielsweise 1000 Euro, weil ihre Hütte von den Besuchern des Weihnachtsmarktes zur schönsten gewählt wurde. Und der Landrat fängt diesen Mittwoch als früher Vogel den Wurm, schließlich hat er gerade verkündet, sich wieder in sein Amt wählen lassen zu wollen: Roland Bernhard verteilt an diesem Mittwoch um 7.15 Uhr an die Fahrgäste der Schönbuchbahn weihnachtliche Grüße. Einen Tag später lädt Bernd Vöhringer zum Fototermin: Sindelfingens Oberbürgermeister beschenkt seine Neubürger künftig mit einem Gutscheinheft. Das ist vorausschauende Politik, denn sein Posten steht 2017 zur Wahl.

 

Stehtischgespräche mit Glühbo – das ist CDU

Auch die Christdemokraten nutzen die besinnliche Weihnachtszeit, um die Herzen der Bürger zu gewinnen. Der Kreisvorsitzende Matthias Kauffmann besuchte „zahlreiche CDU-Weihnachtsmärkte im Kreis Böblingen, wo auch die CDU vertreten war“, teilte er in einer E-Mail mit. Die Doppelung der Partei mag am Angebot gelegen haben: „In Renningen wurden am Stand Glühbo und LKWs verkauft. Der Andrang war riesig“, schreibt er. Bei Glühbo handelt es sich um Glühwein mit Bockbierwürze und die Lastwagen sind Leberkäs’-Weckle. Schnell sei man an den Stehtischen vor dem Stand ins Gespräch gekommen, freut sich Matthias Kauffmann. Stehtischgespräche mit Glühbo und Leberkäs’: „Genau das macht die CDU aus“, findet er.

Während es die Politiker offensichtlich nur auf die Wahlberechtigten abgesehen haben, zeigt die Energieagentur rein theoretisch ein Herz für Kinder – mit dem wohl nachhaltigsten Adventskalender der Welt. „Bis zum 31. Dezember und auch nachträglich lassen sich alle Türchen öffnen“, erklärt das Landratsamt die Aktion. Allerdings steckt dahinter leider keine reelle Schokolade, sondern ein virtuelles Quiz, das eigentlich nur Erwachsene spannend finden können. „Was bedeutet Nachhaltigkeit?“, lautet eine der Fragen unter www.ea-bb.de. Immerhin bemüht sich die Energieagentur, für die nachfolgenden Generationen die Welt zu retten – ohne gleichzeitig die Menschheit zu überfordern. „Keine Angst: Sie müssen kein Einstein sein“, steht in der Mitteilung.

Einfallsreich – aber nicht zu kreativ

Die Stadt Sindelfingen verlangt von ihren Bürgern hingegen einen dem des Nobelpreisträgers vergleichbaren Intelligenzquotienten ab. Der lag bei 148 und kommt bei 0,5 Prozent der Bevölkerung vor. Das bedeutet, dass nur 300 Sindelfinger in der Lage sind, die Mammutaufgabe zu lösen, einen neuen Namen für den Darmsheimer Tunnel zu finden. Denn „Tunnel Darmsheim“ findet die Verwaltung „nicht gerade einfallsreich“. Gleichzeitig leidet das Verkehrsministerium wegen Bud Spencer unter einem Tunnelblick. Seit das italienische Schwergewicht beinahe dem B 29-Tunnel durch Schwäbisch Gmünd seinen Namen verpasst hätte, setzt die Stuttgarter Behörde der Kreativität enge Grenzen – und zwar die des Ortes. Personen- sowie Spaß- und Fantasienamen sind nicht erwünscht.

Während also der Vorschlag „Darmausgang“ die Örtlichkeit nur bedingt trifft, gilt „Löchle-Tunnel“ nach dieser Logik als passabel, weil es sich beim Löchle um den Festplatz handelt. Die Gmünder fanden am Ende einen weiseren Kompromiss: Einhorn-Tunnel heißt ihr Bauwerk nach einem Symbol im Stadtwappen. Nach dieser Gleichung könnten die Darmsheimer einen Lilien-Tunnel bekommen, inspiriert von den Glevenstäben im Ortswappen. Da die Blume als Attribut des Erzengels Gabriel gilt, wäre dieser Name ein schönes Weihnachtsgeschenk.