Immer wieder die Frage, wie man denn bitteschön Kinder in diese Welt setzen könne. Geht verhältnismäßig einfach, sagt Michael Setzer in unserer Kolumne „Familiensache“. Und er erklärt sogar, wie man den Humor nicht verliert.

Stuttgart - Na toll, der Sohn zeigt auf ein Pony, dreht sich zur Mutter und sagt „Papa“. Er reiht sich nahtlos ins Spaßverständnis der Mutter ein, die meine Mundpartie lustig findet. Manchmal sagt sie: „Der Papa muss jetzt wieder zur Arbeit, Touristen mit der Kutsche durch die Altstadt ziehen.“ Stimmt natürlich nicht.

 

Ich antworte dann: „Junge! Bleib bloß Single!“. Für gewöhnlich bekomme ich dann freundlich eine reingeknufft und wir lachen dann. Lachen, das ist mein voller Ernst, ist wichtig. Man dreht sonst durch. Es vergehen schließlich kaum noch Tage, an denen man sich nicht vier bis fünfunddreißig Extrahände ausleihen möchte, um sich diese auch noch flach gegen die Stirn zu klatschen. Alle doof, außer ich. Wo auch immer das alles gerade hinführt, ich will da nicht hin.

Eine miese Welt ist das!

Froh bin ich derweil, dass ich längst das Gespräch hinter mich gebracht habe, in dem einer sagt, es sei ja wohl auch ein Stück weit verantwortungslos, Kinder in diese miese Welt zu setzen. Also, er könne das nicht. Ich: „Wahnsinn eigentlich, dass man ‚mies‘ mit ‚ie‘ schreibt, ‚miserabel‘ aber nicht. Oder?“.

Das Gewäsch kennt jeder, der mal keine Kinder wollte und es mit lässigem Existenzialismus verklären wollte. So was passiert aber auch, weil viele Eltern unnachgiebig fragen, wann andere Leute endlich auch Eltern werden - und die langsam genervt davon sind.

Dann eben Pferde streicheln

Viele Eltern sind wiederum derart euphorisiert, dass sie sagen: „Kinder werden die Welt verändern!“. Mit Verlaub, nein. Als ob es die Aufgabe von Kindern wäre, hinter den Erwachsenen aufzuräumen, Welt auf links krempeln, Friede, Freude, Eiersuchen und all dieser Quatsch. Das kann bitteschön warten bis sie naturgemäß den Schwachsinn der Generationen vor sich hinterfragen. Das in die Kinderhände zu legen ist der Gipfel der Verantwortungslosigkeit.

Als Erwachsener gefällt mir der Gedanke, dazu beizutragen, dass die Kinder mehr Spaß am Leben haben. Wenn wir mal wieder berittene Polizei in der Innenstadt sehen, werde ich fragen, ob wir das Pferd streicheln dürfen. Und ich hoffe, dass die Mutter dann keine unpassenden Witze macht.

Lesen Sie auch unsere „Kindskopf“-Kolumne

Michael Setzer ist seit mehr als einem Jahr Vater. Früher haben Eltern ihre Kinder vor Leuten wie ihm gewarnt. Niemand hat ihn vor Kindern gewarnt. Er schreibt die „Kindskopf“-Kolumne in der Stuttgarter Zeitung.