Die Kinder unserer Autorin stehen vor dem Übergang auf die weiterführende Schule. Und sie fragt sich verzweifelt: Welche von Stuttgarts vielen Schulen ist die richtige?

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Fanny. Elly. Högy. Mir schwirrt der Kopf. FEG. Ebelu. Kost. All diese Abkürzungen – der HipHop-Song „MfG“ von den Fantas ist ein Witz dagegen. Plötzlich komme ich mir ziemlich abgehängt vor, wenn ich vom „Olgastift“ spreche, und mich Menschen verwirrt anstarren, weil ich kein Seniorenheim meine, sondern die Schule, die sich jetzt ganz cool „Kost“ nennt, kurz für Königin-Olga-Stift.

 

Falls Sie nicht auf Anhieb wissen, wovon ich überhaupt spreche: Wir suchen eine weiterführende Schule für unsere Töchter.

Fluch und Segen zugleich in einer Großstadt wie Stuttgart: Es gibt so viele. Und alle sind irgendwie ein bisschen anders. G8-Gymnasien. G9-Gymnasien (zu wenige, wenn ich mir den Run darauf anschaue). Realschulen. Gemeinschaftsschulen. Staatliche und private Schulen. Waldorf. Kolping. Alt- und neusprachliche Schulen. Bilinguale Schulen. Schulen mit Musik-, Kunst-, Technik-, Sportschwerpunkt. Wer soll denn da noch durchblicken?

„Wo geht Ihr hin?“

Wo man auf andere Viertklässlereltern trifft, wird diskutiert: „Wo geht Ihr hin?“ (Als ob wir selbst auch noch mal den Ranzen schnallen würden). Muss man für das Gymnasium X nicht nur Einser und Zweier im Zeugnis stehen haben? Will die Schule Y nicht unbedingt, dass die Kinder ein Instrument spielen? Nimmt Schule Z nicht nur Schüler aus dem eigenen Stadtteil?

War das denn früher auch schon so? Zermarterten sich meine Eltern auch schon Monate vor dem Übertritt die Köpfe, wo ich mich künftig mit unregelmäßigen Verben und Kurvendiskussionen, Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst herumschlagen würde? Ich kann es mir ehrlich gesagt kaum vorstellen.

„G8 ist was für Masochisten“

Wie vermutlich viele Eltern mit schulpflichtigen Kindern verfolge ich mit großem Interesse den Volksantrag für das neunjährige Gymnasium, „G9 jetzt“. „G8 ist was für Masochisten“, sagte mir kürzlich eine Lehrerin auf einer der vielen Informationsveranstaltungen, die man als Eltern von Viertklässlern nun so besucht. Ich kann ja noch nicht mitreden, aber dass ich meine Töchter irgendwann vor die Wahl stellen muss, ob sie lieber weiter Fußball spielen oder doch eher in den Gitarrenunterricht gehen – weil beides mit Mittagsschule und Hausaufgaben unmöglich zu bewerkstelligen ist – ist nicht gerade eine verlockende Aussicht.

Da können Kultusministerin Schopper und Ministerpräsident Kretschmann noch so oft erklären, dass keine Studie zu dem Ergebnis kommt, dass heutige Gymnasiasten gestresster oder überarbeiteter sind als wir früher – höre ich mich in meinem Freundeskreis um, klingt das anders. „Wir mussten doch früher nicht so viel lernen“, fragen sich viele Eltern in einer Mischung aus Ehrfurcht und Verzweiflung.

Was es am Ende auch wird – die „perfekte Schule“ gibt es wahrscheinlich nicht. Unregelmäßige Verben dafür überall.

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Theresa Schäfer (41) ist Mutter von Zwillingen - und Onlineredakteurin im Nebenberuf. Der geballten Power und argumentativen Logik von zwei Zehnjährigen steht sie oft staunend und manchmal völlig geplättet gegenüber.