Maurice Grange ist Jugendmeister der Zauberkunst. Wie aus dem Nichts erscheinen Karten oder Kugeln in seinen Händen, die genauso plötzlich verschwinden. Im Interview verrät der 18-Jährige, wie man selbst zum Zauberkünstler wird.

Kinderzeitung: Maresa Stölting (mst)

Maurice Grange hält eine Taschenuhr in der Hand. Ein Ticken ist laut zu hören. Rauch steigt aus dem Ärmel seines schwarzen Fracks hervor, dann beginnt die eigentliche Show: Wie von Zauberhand tauchen immer wieder leere Spielkarten in seiner flachen, ausgestreckten Hand auf. Er scheint sie von der einen Hand über seinen Kopf in die andere zu werfen und wieder zurück. Auch kleine Kugeln erscheinen wie aus dem Nichts – erst eine, dann mehrere, die er sicher zwischen seinen Fingern jongliert. Dazu erklingt eine geheimnisvoll klingende Melodie aus dem Lautsprecher. Am Ende tickt die Uhr noch einmal. Der Boden um Maurice ist von rund 80 Spielkarten bedeckt, die er während seiner Vorstellung „herbeigezaubert“ hat. Wer den 18-Jährigen bei seiner Performance beobachtet, wundert sich nicht, dass er im vergangenen Herbst Jugendmeister der Zauberkunst geworden ist. Maresa Stölting von der Stuttgarter Kinderzeitung hat mit ihm gesprochen.

 

Hallo Maurice, du bist Jugendmeister im Bereich Manipulation. Was bedeutet das in der Zauberkunst?

Viele denken, das hat etwas damit zu tun, Menschen zu manipulieren, Gedanken zu lesen oder so etwas. Es kommt aber von dem lateinischen Wort „manus“: Hand. Es geht um Kunststücke mit kleineren Gegenständen, etwa mit Karten. Dafür benötigt man viel Fingerfertigkeit. Diese Sparte nennt man auch Königsdisziplin der Zauberkunst, weil man so viel Übung braucht, bis man eine Nummer richtig einstudiert hat.

Wenn ich mir deinen Frack genau anschauen würde, könnte ich dann verstehen, wie deine Tricks funktionieren?

Mein Frack sieht von außen ganz normal aus. Das Anschauen würde nichts erklären, auch weil die Nummer so komplex ist. Es geht eben vor allem um die Fingerfertigkeit.

Wie lange hast du an deiner Performance für die Jugendmeisterschaft gearbeitet?

Von der Idee bis zur Meisterschaft sind rund zwei Jahre vergangen. Ich habe das im Laufe der Zeit entwickelt, auch mit Auftritten auf offenen Bühnen. Dort kann man das gut testen. Auch wenn ich am Ende allein auf der Bühne stehe, habe ich im Hinterkopf, dass ein Dutzend Menschen mit mir daran gearbeitet haben, etwa was die Choreografie und die Präsentation angeht. Jetzt bin ich volljährig und Mitglied des Magischen Zirkels. Ich freue mich auf die Wettbewerbe für die Erwachsenen – die können sich anschnallen!

Wie bist du zum Zaubern gekommen?

Im Tischtenniscamp hat mir ein Freund in der Mittagspause einen ganz einfachen Kartentrick gezeigt. Davon war ich so fasziniert, dass ich mich selber rangesetzt habe. Ich habe schnell gemerkt, dass mir das Fingerfertige sehr gefällt, dass man so viel an der Koordination arbeitet. Deshalb bin ich drangeblieben.

Mit welchen Tricks fängt man am besten an?

Mit Kartentricks. Ein Kartenspiel bietet schon viele Möglichkeiten. Du kannst schon sehr viel für dich proben und an deiner Familie und an Freunden Tricks ausprobieren. Deswegen ist das gut für Einsteiger. Auf Youtube kann man schon einige Tricks lernen. Aber ich würde auf jeden Fall die Literatur empfehlen – in der Stadtbibliothek kann man sich Bücher ausleihen. Die helfen nicht nur beim Lernen der Tricks, sondern auch bei der Präsentation.

Wie ist es denn nun für dich selbst, andere Zauberkünstler zu beobachten? Verstehst du alle Tricks?

Es gibt immer noch sehr viele Kunststücke, die ich nicht verstehe. Und manchmal will ich sie auch gar nicht verstehen – ich genieße einfach, wie schön das präsentiert wird. Das hilft auch dabei, am Zaubern dranzubleiben: dass es immer noch Geheimnisse gibt!

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Maresa Stölting ist die Leiterin der Stuttgarter Kinderzeitung. Das 24-seitige Magazin erklärt Kindern die Welt und kommt jeden Freitag druckfrisch zu Ihnen nach Hause. Probeabo bestellen!