Statt in fernen Ländern verbringen viele Deutschen ihre Sommerferien aufgrund der Corona-Krise in diesem Jahr im eigenen Land. In unserer Kolumne „Familiensache“ widmet sich Marko Schumacher schönen Reisezielen, für die man keinen Flieger besteigen und keine Landesgrenze überschreiten muss.

Stuttgart - Dieser Tage hat mir ein Freund per WhatsApp ein Foto aus dem Urlaub geschickt. Er ist leidenschaftlicher Surfer und fährt mit seiner Familie in den Sommerferien normalerweise an den Atlantik, nach Griechenland oder Marokko. Diesmal kam das Foto aus der Uckermark. Strahlend sitzt er mit Anglerhut und seinem Sohn in einem kleinen Ruderboot, in den Händen ein prachtvoller, frisch geangelter Hecht, der später auf dem Grill landen wird. Er hätte sich nicht vorstellen können, so schreibt mein Freund, wie schön die Uckermark ist.

 

Im VW-Bus den Rhein entlang, von Düsseldorf bis ins Breisgau

Zu den positiven Aspekten der Corona-Krise zählt es, dass viele Familien nicht mehr in ferne Länder reisen, sondern staunend entdecken, wie schön ein Urlaub auch in Deutschland sein kann – nicht nur an Ost- oder Nordsee, sondern auch im Harz oder im Bayerischen Wald, in der Fränkischen Schweiz oder in Mecklenburg. Ein anderer Freund, auch er normalerweise ein Fernreisender, fuhr mit dem VW-Bus den Rhein entlang, von Düsseldorf bis ins Breisgau, an der Loreley und dem Deutschen Eck vorbei. Restlos begeistert auch er.

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Es ist gewissermaßen Urlaub wie in den 50ern, als es noch keine Billigflieger und All-inclusive-Clubs gab und die Alpen ein unüberwindbares Hindernis darstellten. Umfragen zufolge verbringt mehr als jeder dritte Deutsche seine Ferien in diesem Sommer im eigenen Land, was für Reisebüros und Kreuzfahrtschiffbetreiber ein Problem sein mag, der Umwelt aber gewiss nicht schadet. Entschleunigung ist ein großes Thema während der Corona-Krise – dass es auch bei der Urlaubsplanung gilt, ist nur konsequent.

Die Insel Reichenau gilt noch immer als Geheimtipp

Ich selbst war mit meiner Familie vergangene Woche am Bodensee, derzeit eines der Lieblingsziele der Deutschen. Noch voller als sonst sind die Gassen in Meersburg oder Überlingen, doch gibt es noch immer Orte, an denen es auch in diesen Wochen schön ruhig ist. Sehr zu empfehlen die Insel Reichenau, auf der die Bürgerschaft schlau genug war, das Land nicht mit Bettenburgen und Souvenirständen vollzupflastern, sondern vor allem dem Gemüseanbau zu überlassen. Einen freien Platz in den Strandbädern gibt es dort in der Regel um jede Uhrzeit, und das Eis schmeckt genauso lecker wie an der Adria.

Marko Schumacher (48) muss sich derzeit einiges einfallen lassen, damit bei seinen vier Kindern keine Langeweile aufkommt. Das große Glück des Sportredakteurs: Die Schwiegermutter lebt auf der Insel Reichenau und freut sich auf Besuch.