Ein Männertraum: alles wissen, alles erklären können. Das Problem: Kinder können ihre Eltern in Grund und Boden fragen. Unser Kolumnist ist leider nur sehr hübsch, weiß aber trotzdem Rat.

Hier kurz die Romantik: Der Dreijährige fragt mich etwas und ich erkläre ihm dann anhand sagenhaft schlau gewählter Beispiele, wie die Welt funktioniert. Er sagt dann, dass er mich super findet. Im Prinzip ist es der Männertraum: Alles wissen, alles verstehen und es allen anderen selbstlos erklären zu können. Das sollte eigentlich ein Ausbildungsberuf sein.

 

Diese Romantik stößt leider schnell an menschliche Grenzen: „Warum?“ heißt das Zauberwort und je öfter das Kind es einsetzt, desto schneller klingt der Vater selbst wie ein Dreijähriger: „WEIL!!11“, sage ich. Völlige Eskalation, nur weil er ursprünglich wissen wollte, warum sein Freund Liam zum Beispiel Liam heißt. Keine Antwort schien gut genug und wurde sofort mit „Warum?“ in Frage gestellt. Bin mir mittlerweile selbst nicht ganz sicher, weshalb Ringo Starr bei den Beatles nur Schlagzeug spielt und nicht singt.

„Dafür biste hübsch!“

Und da ist jetzt eben diese Angst, was wird, wenn die richtigen Themen auf den Tisch kommen. Relativitätstheorie, Teilchenbeschleuniger, wer eigentlich Christian Lindner braucht, was das alles soll oder warum der Mond gestern Nacht nicht auf die Erde gefallen ist. Gerade was Naturwissenschaften angeht, fehlen mir sogar die mathematischen Kenntnisse, um meine Luft nach oben zu berechnen. „Dafür biste hübsch!“, sagt meine Frau immer.

Im Handel finden sich zum Glück wahnsinnig viele Bücher, in denen einigermaßen komplexes Material, kindgerecht aufbereitet wird. Einer der Autoren heißt Chris Ferrie. In Wahrheit ist der nicht nur Vater, sondern auch Physiker mit Doktortitel und all dem Zeug. Der Mann schreibt Bücher wie „Allgemeine Relativitätstheorie für Babys“, „Quantenphysik für Babys“ oder „Raketenphysik für Babys“.

Kinderbücher“, na klar

Offiziell sind die als „Kinderbücher“ deklariert, klar. Inoffiziell: meine Rettung. Die Tür zur Bildung steht mir plötzlich wieder einen Spalt weit offen. Die Romantik: lesen, lernen und dann vor dem Dreijährigen brillieren. Nur eine Angst plagt: Was, wenn ich es wieder nicht verstehe? Wenigstens das: Seit ich das Wort „Dings“ gelernt habe, kann ich eigentlich jeden Sachverhalt erklären.

Michael Setzer ist seit über drei Jahren Vater. Früher haben Eltern ihre Kinder vor Leuten wie ihm gewarnt. Niemand hat ihn vor Kindern gewarnt.