Blümchenrock zur Blockstreifenstrumpfhose: Früher wagten die Töchter unserer Autorin mutige Modeexperimente. Heute regiert der Teenager-Uniformismus.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Als Mutter von De-facto-Teenagerinnen erinnere ich mich ja grundsätzlich mit nostalgischer Wehmut an die Zeiten, in denen meine Töchter noch so klein und knuffig waren. Als sie „Erpresso“, „Telefonato“ und „dalleine“ sagten und Espresso, Vitello Tonnato und alleine (... machen – Schuhe anziehen, Stifte spitzen, Auto aufsperren, Streichholz anzünden) meinten.

 

Nicht, dass sie jetzt nicht mehr süß wären, aber, liebe Kleinkindeltern, lasst euch sagen: Diese Zeit, in der sie einen putzigen Spruch nach dem anderen raushauen, euch mal grundsätzlich für die Größten halten und auch sonst einfach zum Reinbeißen entzückend sind (ja, ja, ich weiß schon: wenn sie nicht gerade eine ihrer „Terrible Two/Three/Four“-Krisen schieben) – die kommt nicht wieder...

Kürzlich musste ich daran denken, wie meine Töchter früher in den Kindergarten marschiert sind: Gepunktetes T-Shirt zu Karo-Bermuda zu Blockstreifenstrumpfhose – Die Punk-Ikone Vivienne Westwood wäre blass vor Neid geworden angesichts dieser Statement-Fashion. Drüber kam dann im Kindi noch eine froschgrüne Matschhose, denn, das weiß man, wenn man sich mit Design so gut auskennt wie eine Dreijährige: „form follows function“.

So viel Modemut würde ich mir heute von meinen Zwillingsdamen wünschen. Die offenbar einzig akzeptierte Uniform von Zwölfjährigen geht so: Weißes T-Shirt (ok, schwarz oder grau sind auch gerade noch so drin), weite Jeans, Turnschuhe. In der kalten Jahreszeit kommt noch ein Hoodie in selbigen Nicht-Farben dazu.

Eine typische Konversation – gehalten vor der offenen Kleiderschranktür, wenn ich mal wieder Wäsche einsortiere, klingt in etwa so – Mutter: „Guck mal, das gelbe Kleid da, das ist so schön. Warum ziehst du das denn nicht mal an?“ Kind: „Boah, weiß nicht...“ Mutter: „Mach doch mal, da würdest du hübsch drin aussehen.“ Kind: „Joah, mal gucken. Hast du mein weißes T-Shirt gewaschen?“ Muss ich jetzt noch extra erwähnen, dass dieses Kleid diesen Schrank höchstens in einem Altkleidersack wieder verlassen wird?

Meine Töchter erben viele ihrer Klamotten von den sieben und fünf Jahre älteren Cousinen. Das spart Geld und ist nachhaltig – win-win also. Nur hat sich die heimtückische Modeindustrie eine Finte ausgedacht: In den vergangenen fünf Jahren hat sich bei Hosen ein schleichender Wandel vollzogen. Die Skinny Jeans war raus, je mehr Stoff jetzt dran ist, desto besser.

Die Faustregel: Wenn man mit dem Saum der Hosenbeine ganz nebenbei noch das Trottoir wischt, ist die Jeans genau richtig. Die Röhren, die von den großen Cousinen kommen (die inzwischen selbst natürlich weit tragen), werden von meinen Töchtern konsequent verschmäht.

Apropos verschmäht – der Außentemperatur angepasstes Schuhwerk gilt bei Teenagern ja für komplett überbewertet. Ob Sommer oder Winter: Meine Töchter tragen nichts anderes als Turnschuhe. In mit Lammfell gefütterte Winterstiefel müssen wir keine 100 Euro aufwärts mehr investieren. Genauso stur halten sie übrigens auch bei 36 Grad an ihren Sneakern fest, denn: „Sandalen sind so uncool, Mama!“

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Theresa Schäfer (42) ist Mutter von Zwillingen - und Redakteurin im Nebenberuf. Der geballten Power und argumentativen Logik von zwei Zwölfjährigen steht sie manchmal völlig geplättet gegenüber.