Anja Wasserbäch ist Mutter eines Grundschulkindes. Jetzt stehen viele Veränderungen an – und sie verabschiedet sich von dieser Kolumne. Ein Blick zurück und ganz viele nach vorne.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Man soll ja eigentlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Hier gilt die alte Binse nicht: Ich höre auf, bevor es noch anstrengender wird. Die Autorisierung war zu hart in den vergangenen Monaten. Strenger war nur ein Mentor bei der Lokalzeitung vor vielen Jahren, als es um Wochenendtermine bei den Kleintierzüchtern und Blumenschmuckwettbewerben ging. Und so mancher deutsche Star, der dachte, das so niemals gesagt zu haben, im Interview.

 

Es ist ein schmaler Grat, was man preisgibt aus dem Familienleben

Doch das Kind, das nun seit etwa vier Jahren Hauptdarsteller in dieser kleinen Kolumne ist, möchte nicht mehr, dass ich darüber schreibe, wo es hakt und hapert, wie kompliziert die Wahl der weiterführenden Schule ist, welche Bücher es gerne liest, welche Witze im Adventskalender sind und was es nicht so gerne isst. Es ist ein schmaler Grat, was man preisgibt aus dem Familienleben, wo man die Grenze zieht. Weder der Name noch ein Foto ist bis dato irgendwo zu finden. Dabei verspüren ja alle Eltern ab der Geburt das gleiche Glücksgefühl: dass sie nun das tollste, klügste, schönste Kind in den Armen halten. Natürlich will man das mit allen teilen, es in die Welt hinausschreien, was in Zeiten von Social Media quasi mit einem Instagrampost gleichzusetzen ist.

Die Grenze aber setzt jeder selbst. Über Persönlichkeitsrechte wird viel diskutiert in der Theorie. Erschrocken bin ich einmal im echten Leben, als ich in der Bahn ein vielleicht drei Jahre altes Kind erkannte. Die Tochter eines Fußballers hatte ich zuvor nur auf Instagram gesehen. Sie war mit der Nanny unterwegs und konnte noch gar nicht artikulieren, ob sie gerne in diesem Internet zu sehen ist.

Vier Jahre Ausnahmezustand

Diese vier Jahre Familiensache waren auch schön, als das Kind noch nicht lesen konnte und noch nicht den Rotstift vor Veröffentlichung zückte. Diese vier Jahre waren aber auch ein bisschen Ausnahmezustand: es waren vier Jahre Grundschule, die natürlich geprägt waren von dieser vermaledeiten Pandemie. Was für uns bedeutete: lesen, rechnen, schreiben lernen im Homeschooling.

Wahrscheinlich hat das mir mehr geschadet, als allen anderen, weil eben so viel Home war in dieser Zeit. Die Wochen waren geprägt von Stunden- und Essensplänen, von ersten selbst genähten Masken und vielen verschiedenen Leerstellen. Keine Schule, kein Kindergeburtstag, kein Wilhelma-Besuch. Natürlich hatten wir es bei all den Einschränkungen auch immer sehr gut: den Park vor der Tür, alle in der Familie gesund.

Neuer Abschnitt, neue Wünsche

Und weil der Mensch ja ganz clever konstruiert ist, werden wir uns vermutlich irgendwann an all die schönen Dinge erinnern, an die Zeit im Wald, an die ersten Bücher, die hier selbst gelesen wurden, an die ersten Lockerungen, als man in Cafés wieder draußen sitzen durfte, als der Freizeitpark so schön leer war, weil nur eine bestimmte Anzahl an Eintrittskarten verkauft werden durfte.

Das Ende der Grundschule markiert mal wieder einen großen Einschnitt. Die Wünsche werden teurer (Smartphone, klar) und schicker („alle haben einen Rucksack“) – und dieser alte Spruch, den wirklich jeder immer und überall sagt, kommt mir inzwischen auch täglich in den Sinn: Sie werden ja so schnell groß.

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Anja Wasserbäch ist Mutter eines Grundschulkindes. Jetzt stehen viele Veränderungen an – und damit auch das Ende dieser Autorinnenschaft.