Zum Schulstart in Baden-Württemberg gelten Maskenpflicht, Abstandsregeln und Co. Unser Autor Martin Gerstner gibt seinen Kindern noch einen bewährten inoffiziellen Tipp mit auf den Weg: geht niemals auf die Schultoilette.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Martin Gerstner (ges)

Stuttgart - Jetzt soll es also wieder losgehen. Schulbetrieb. Das heißt: Frühes Aufstehen, bleierne Müdigkeit und Not-Konversation am Frühstückstisch, anschwellende Rucksack-Karawanen in der Morgendämmerung, dicht aneinandergepresste Leiber im öffentlichen Nahverkehr. Moment! Nahverkehr? Gedränge?! Und das in Coronazeiten? Wird da nicht jedes Hygienekonzept in der Schule zur Makulatur? Stimmt wahrscheinlich, aber es hilft ja nichts.

 

Wohl noch nie wurde der Beginn eines Schuljahres mit so zwiespältigen Gefühlen erwartet wie jetzt. Soll man Gelassenheit walten lassen und auf die Einsicht der Kinder und Jugendlichen hoffen? Eine Haltung, die ich ja immer befürworten würde. Skeptiker, die den Schülerinnen und Schülern eine grundsätzliche Neigung zu irrationalem Blindflügen unterstellen, sollten sich vielleicht an die jüngsten Zusammenrottungen sogenannter Corona-Rebellen erinnern. Gegen diese erwachsenen Wirrköpfe erscheint ein normaler Mittelstufen-Gymnasiast weise wie ein indischer Yogalehrer. Einerseits

Inoffizielle Empfehlung: Niemals auf die Schultoilette

Andererseits: wie eine Schule mit 600 oder 800 Schülern und einem wechselnden Kurssystem in der Oberstufe jene virologisch gefährlichen und befürchteten menschlichen Zusammenballungen verhindern will, bleibt abzuwarten. In einer Mail der Schulleitung unseres Gymnasiums ist die Rede von der Hoffnung auf einen „geordneten Lern- und Lehrbetrieb“. Es gelte die Maskenpflicht, es gebe Abstandsregeln und die Pflicht zum regelmäßigen Händewaschen. Ich persönlich möchte in diesem Zusammenhang noch eine uralte und bewährte inoffizielle Empfehlung in Erinnerung rufen: dass man nämlich unter keinen Umständen, also wirklich niemals – auch nicht in größer Not - eine Schultoilette betreten oder gar benutzen sollte. Aber vielleicht werden im Zuge eines neu erblühenden Hygienebewusstseins auch diese Orte künftig mit mehr Respekt behandelt – und öfter gereinigt.

Auf in einen neuen Schulalltag

So werden sie also losziehen, die Karawanen unserer Kinder im geisterhaften Licht der aufflackernden Smartphones. Sie ziehen in eine ungewisse Zukunft. Sie werden einen neuen Schulalltag kennenlernen, mit Kontrollen, Laufwegen und Vesperpaketen, weil es zumindest vorläufig so gut wie keine geöffnete Cafeteria oder Schulkantine gibt. Sie werden auf jedes Husten des Nebenmanns achten, Masken auf- und wieder abnehmen und sich voneinander distanzieren. Keine besonders verheißungsvolle Vorstellung. Aber wenn ich mir vorstelle, sie käme nach drei Wochen wieder nach Hause…

Martin Gerstner begleitet die Schulkarrieren seiner beiden Kinder mit Interesse und Ehrfurcht. Ansonsten ist er seinen Kindern oft peinlich und erfüllt damit die vorgesehene Rolle als Vater.