Diese Pandemie hat allen viel abverlangt. Wie schaffen Familien einen sanften Übergang zurück in einen anderen Alltag?

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Stuttgart - Es war nicht, als würde jemand das Licht anmachen und – Abrakadabra – Corona ist vorbei. Es geht in kleinen Schritten vorwärts. Endlich! Dieses Durchatmen ist vielen anzumerken. Wir müssen uns aber wieder gewöhnen, an einen neuen Tagesablauf, Termine und auch an andere Menschen. An die neue Normalität, die jetzt doch irgendwie da ist.

 

An Muttertag – vor gut sechs Wochen – machte man sich an dieser Stelle Gedanken über das Leben mit Kindern: Über digitalen Unterricht, wann es in Präsenz weitergeht, ob es dann Maskenpflicht und Luftfilter gibt und so weiter. Es ist alles dynamisch. Wenn wir in diesen 15 Monaten gelernt haben, dann flexibel zu bleiben. Ein Brückentag ohne Betreuungsmöglichkeit? Was früher eine mittlere Katastrophe gewesen wäre, treibt einen heute nicht mehr um. Man ist abgehärtet irgendwie.

Auf einmal war da Zeit

Für Kinder und Eltern war der größte und wichtigste Schritt natürlich: zurück in den Präsenzunterricht. Auf einmal war da Zeit, Luft zu holen. Die Möglichkeit, endlich wieder in Ruhe zu arbeiten. Aber auch da ging es natürlich jeder Familie anders. Eine Freundin erzählte mir, wie sie jetzt 15 Monate lang einfach nur funktioniert hat, zwischen Selbstständigkeit und dem Homeschooling zweier Mädchen. Es gab Paare, die wieder zueinander fanden und Beziehungen, die diesem Stress-Test nicht Stand hielten.

Alles muss sich wieder einspielen

Wie aber geht es den Kindern jetzt? Auch sie sind teilweise überfordert von der Rückkehr in einen Alltag, an die sie sich vielleicht nicht mal mehr richtig erinnern. Es ruckelt und zuckelt im Klassenverband, bald schon wieder sind Sommerferien und es werden Noten vergeben, die vor allem im Distanzunterricht zustande gekommen sind.

Dieser Sommer ist dringend nötig

Dabei fühlt sich der Sommer bis jetzt doch ganz gut an: die Freibäder sind offen. Ja, es ist alles bisweilen kompliziert mit Terminbuchungen, mit Tickets, die verfallen – und wissen Sie noch, vor einer Woche brauchte es immer einen Negativtest. Jetzt aber sind die Inzidenzen so niedrig, dass auch Sport ohne Bescheinigung stattfindet, dass man guten Gewissens Freunde treffen kann. Dieser Sommer ist dringend nötig. Aber es fühlt sich für alle so an, wie für die Kinder, wenn sie wieder im Wasser sein können: Ganz verlernt hat man die Bewegungen nicht, aber es ist noch ungewohnt.

Den Herbst im Hinterkopf

Aber doch muss man sich wieder gewöhnen, die Leichtigkeit zurückbekommen. Der Sommer kann gut werden, wenn wir den Herbst zumindest im Hinterkopf behalten. Und eben diese Sorge, dass die Kleinen wieder zurückstecken müssen. Jetzt ist Sommer, bleiben wir mal optimistisch und vorsichtig.

Schreiben Sie mir: Was wollen Sie mitnehmen aus diesen Monaten? Was wollen Sie ändern?

Ich freue mich auf Ihre Nachricht an anja.wasserbaech@stzn.de.

Anja Wasserbäch ist Mutter eines Schulkindes. Die Redakteurin im Ressort Leben betreut die Seite Kind & Kegel im Wochenendmagazin.