Menschen sehen überall Gesichter – sogar auf dem Mars. Oder stecken am Ende nur ein paar fiese Aliens dahinter? Bei derart schwierigen Fragen hilft am Ende nur noch eines: der massive Einsatz natürlicher Intelligenz.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Die Nasa hat kürzlich ein Satellitenbild der Marsoberfläche veröffentlicht, auf dem viele das Gesicht eines Bären erkannt haben. Hobby-Ufologen und Fans von E.T. sehen das wahrscheinlich als weiteren Beleg für die Existenz der kleinen grünen Männchen. Die wollten sich wieder mal einen Spaß mit den doofen Erdlingen erlauben und haben das Gesicht in den Boden des roten Planeten geritzt. Ist ja auch keine große Sache: Ein paar Bärenbilder aus dem völlig ungeschützten Internet dieser Dumpfbacken runterladen, Roboter programmieren, warten, bis gerade keiner guckt – und fertig ist das Mond-, äh, Marsgesicht.

 

Doch es gibt eine einfachere Erklärung: Menschen neigen dazu, Gesichter zu sehen, wo in Wirklichkeit gar keine sind. Dazu genügen ein paar wenige Elemente, aus denen unser Hirn das Antlitz eines Menschen oder eines Tieres zusammenbastelt. Auf dem Bild vom Mars sind zwei Krater zu sehen, die Augen sein könnten. Darunter befindet sich ein etwas zerbröselter Hügel, der zur Not als Bärenschnauze durchgeht. Außen herum läuft eine dünne Linie, die als äußere Begrenzung eines Tiergesichts interpretiert werden kann – auch wenn die Nasa von einem „kreisförmigen Bruchmuster“ spricht, das durch Lava- oder Schlammablagerungen entstanden sein könnte.

Auto-Complete-Funktion im Kopf

Evolutionsbiologen nehmen an, dass das Faible unseres Denkorgans für gesichtsähnliche Strukturen von Vorteil für das Überleben unserer Vorfahren war. Denn so konnte ein Raubtier auch dann mit hoher Sicherheit erkannt werden, wenn nur Teile seines Gesichts zu sehen waren – etwa weil sich das blutrünstige Vieh hinter einem Gebüsch versteckte. Die Auto-Complete-Funktion in unserem Kopf führt aber öfter auch zu Fehlalarmen. Doch damit kann man leben – erst recht, wenn dabei so ein kleiner süßer Bär wie der auf dem Mars herauskommt.

Der vierte Planet unsere Sonnensystems gilt manchen als Sehnsuchtsort, weil die Probleme auf der Erde dort so wunderbar weit weg sind – im Durchschnitt rund 70 Millionen Kilometer. Dort bräuchte es zum Beispiel niemanden zu kümmern, dass der große Zeiger der Weltuntergangsuhr inzwischen so nahe an der 12-Uhr-Marke steht wie nie zuvor. Gerade mal 90 Sekunden trennen die Welt demnach vor ihrem Ende. Als Grund für diese Einschätzung werden vor allem der Krieg in der Ukraine und das damit einhergehende Risiko des Einsatzes von Atomwaffen sowie der Klimawandel genannt.

Man mag sich damit trösten, dass auch frühere Weltuntergangsprognosen nicht eingetreten sind, aber besagte Uhr wird immerhin von renommierten Naturwissenschaftlern betreut. Wobei Weltuntergang vielleicht doch etwas übertrieben ist. Selbst wenn die menschliche Zivilisation verschwinden sollte, würde die Erde vermutlich noch einige Milliarden Jahre bestehen. Und auch das Leben würde nicht komplett verschwinden. Ein paar robuste Einzeller und Insekten blieben dem Ökosystem erhalten. Vieles funktioniert ohnehin ganz gut ohne menschliche Hilfe – nicht nur in der Natur, sondern auch in der Welt der Technik. Von Künstlicher Intelligenz erleuchtete Chatbots schreiben ohne unser Zutun sprachlich einwandfreie Texte. Diese werden dann von anderen KI-Systemen darauf geprüft, ob sie womöglich von einer KI geschrieben wurden. In so einem selbstreferenziellen System wären Menschen nur ein Störfaktor.

Die Selbsterübrigung des Menschen

Lange bevor jeder von Künstlicher Intelligenz faselte, beschrieb Ephraim Kishon die Selbsterübrigung des Menschen durch Maschinen. Nachdem er sich einen Schachcomputer gekauft hatte, beschwerte sich seine Frau darüber, dass er gar keine Zeit mehr habe, mit ihr ins Theater oder Kino zu gehen, weil er die ganze Zeit vor dieser blöden Kiste sitze. Kishon löste das Problem elegant, indem er einen zweiten Schachcomputer kaufte, den er gegen den ersten spielen ließ. So hatte er endlich wieder Zeit für seine Frau.

KI soll jetzt auch dabei helfen, aus den Daten von Radioteleskopen Signale herauszufiltern, die auf die Existenz außerirdischer Intelligenzen hinweisen. Vielleicht behauptet die KI ja irgendwann, dass es tatsächlich Aliens gibt, die Tiergesichter auf Planeten malen. Aber so leicht lassen wir uns keinen Bären aufbinden.