Beleidigungen, Drohungen, Schläge – der Umgangston in der Gesellschaft scheint rauer geworden zu sein. Bestimmte Berufsgruppen trifft das besonders. Was jede und jeder dagegen tun kann.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Vor einiger Zeit habe ich in einer Bäckerei ein Schild gesehen, auf dem sinngemäß stand, man möge die Angestellten bitte mit Respekt und Höflichkeit behandeln. Ist es nicht traurig, dass es solcher Hinweise auf etwas bedarf, das doch eigentlich selbstverständlich sein sollte? Dabei passt das Schild in der Bäckerei offensichtlich ins Bild unserer Gesellschaft: Menschen, die zum Beispiel im Nah- und Fernverkehr, im medizinischen Bereich oder dem Bildungswesen arbeiten, berichten von Beleidigungen, Drohungen und Gewalttätigkeiten im Dienst; es gibt Angriffe auf Medienschaffende, Politikerinnen und Politiker, auch Künstlerinnen und Künstler erleben Hass und Hetze. Man kann sich also sehr gut vorstellen, dass Menschen im Einzelhandel oder in der Gastronomie ebenfalls von allerlei Respektlosigkeiten betroffen sind.

 

Fahrkarte berechtigt nicht zur Ohrfeige

Dabei kann es doch nicht sein, dass bestimmte Berufsgruppen zur emotionalen Verfügungsmasse von Leuten werden, die offensichtlich keinerlei Erziehung genossen haben und nicht in der Lage sind, ihre Gefühle angemessen zu regulieren. Im Preis einer Zeitung ist die Beleidigung des Journalisten nicht inbegriffen und der Erwerb einer Fahrkarte berechtigt nicht dazu, dem Schaffner eine zu scheuern.

Immerhin kann jede und jeder dieser negativen Entwicklung etwas entgegensetzen, frei nach dem Motto der ehemaligen First Lady der USA, Michelle Obama: „When they go low, we go high.“ Damit meinte sie sinngemäß so viel wie: Wenn die anderen ihre schlechteste Seite zeigen, zeigen wir unsere beste. Wir können uns mit einer grundsätzlich wohlwollenden Einstellung anderen Leuten gegenüber bewegen. Wir können uns dazu entscheiden davon auszugehen, dass erst einmal jeder Mensch sein Bestes gibt und sein Möglichstes tut, wenn er dabei ist, uns zu bedienen, zu befördern, zu informieren oder zu versorgen.

Positiv im Gedächtnis bleiben

Wir können, egal ob in der Bäckerei, im Bus oder beim Arzt mit Freundlichkeit auffallen: ein Lächeln, ein Dankeschön, ein aufrichtiges Kompliment machen einen Unterschied. Und bleiben unserem Gegenüber vielleicht sogar im Gedächtnis – als positives Gegengewicht zu unangenehmen Erfahrungen.