Bisher dachte man, der natürliche Lebensraum der Schickeria ist München. Beobachtungen unseres Kolumnisten Uwe Bogen im Glanz einer Party im H’ugo’s von Stuttgart.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Fast sieht es so aus, als habe Ramona Bernhard ihre Bunny-Öhrchen aus Mullbinden erschaffen und sich dann gleich noch für ihre Reizwäsche aus dem Verbandspäckchen bedient. Ein Männertraum in Weiß steigt an diesem Abend vor dem Eingang des Clubs H’ugo’s auf die lustige Hunde-Skulptur des österreichischen Künstlers Peter Feichters, von den Klicks der Fotografen akustisch begleitet.

 

Was keiner dem Playmate ansieht: Ramona hat ein zweites Leben, in dem sie den Umgang mit Mullbinden, dem Fixieren keimfreier Wundauflagen, beherrschen muss. Denn das Playboy-Häschen arbeitet mit einer 75-Prozent-Stelle als Pflegerin in der Neurochirurgie eines bayerischen Krankenhauses. Die Oberflächlichkeiten von lauten Partys und die Ängste von Kranken, die um ihr Leben kämpfen – Ramona weiß, wie verschiedenartig das Menschsein ist. Der eine Beruf, sagt sie, hilft ihr für den anderen.

Playmate arbeitet als Krankenflegerin

Ihre an Mullbinden erinnernden Stoffstreifen, die vom Hals zur silikonverstärkten Oberweite gewickelt sind, legen mehr frei, als dass sie verhüllen. Wer die 28-Jährige auf ihre Klinikarbeit anspricht und sie von Hirntumor-Patienten berichtet, erkennt rasch, dass Ramona kein Dummchen in Dessous ist.

Genießt euer Glück, mag man nach dem Gespräch mit der im Doppelberuf als Pflegerin und Playmate tätigen Fränkin den Schönen der Nacht zurufen. Aber denkt daran: Es kann rasch vorbei sein.

Ob aus Bayern wie Ramona, ob aus Köln wie Sänger Joey Kelly oder aus Pforzheim wie Boxer René Weller – das Einzugsgebiet der „Romulos Art, Stars & Fashion Night“ reicht über den Kessel hinaus. H’ugo’s-Chef Romulo Kuranyi und PR-Lady Sandra Vogelmann beherrschen die Klaviatur des Sponsorings. Sie bringen Genießen mit Geschäftemachen zusammen und bieten mit dem Schaulauf von TV-Nasen (dabei: Moderator Giovanni Zarrella, Rapper Kay One) eine Werbeplattform (gleich zwei Mode-Shows sollen zum Kaufen anregen). Etliche Gäste sind eingeladen. Andere zahlen (mit Menü) knapp 90 Euro, um Teil dieser Glitzer-Liga zu werden. Laut Lexikon wird eine „wohlhabende, sich übertrieben modebewusst gekleidete Gesellschaftsschicht, die sich für wichtig hält“ als „Schickeria“ bezeichnet. Hat Stuttgart etwa eine? Bisher dachte man, der natürliche Lebensraum der Schickeria sei München.

Nico Schwanz sang einst bei den Fischer-Chören

Nico Schwanz, Model und Sänger, ist Experte für Selbstvermarktung und meist in Berlin nachtaktiv. Nach Stuttgart kommt er gern, wie er sagt. Nach dem Mauerfall, erzählt der 38-Jährige, ist er mit seinen Eltern in Esslingen gelandet: „Das Begrüßungsgeld von 100 Mark haben sie längst zurückgezahlt.“ Als Schüler wurde er Mitglied der Fischer-Chöre. An die Worte des Dirigenten erinnert er sich genau. „Du bist ein netter Junge“, habe Gotthilf Fischer gesagt, „auch wenn du einen eigenartigen Nachnamen hast.“ Seit Generationen heißt Nicos Familie Schwanz. „Das ist besser“, meint er, „als würde ich Nico Pimmel heißen.“

Haha, so lustig ist’s in dieser Nacht, in der später der Fußballer Kevin Kuranyi dazustößt, der Bruder des H’ugo’s-Chefs.

Frank Stäbler heiratet im Juli 2017

Laura Bräutigam, die Anfang 2016 „Germanys Next Topmodel“ wegen ihres Freundes verlassen hat, verrät, dass sie mit diesem jungen Mann nicht mehr zusammen ist. Ringer-Weltmeister Frank Stäbler erzählt, dass er im Juli 2017 mit 200 Gästen daheim in Musberg Hochzeit mit seiner Sandra feiern wird. Und dazwischen stöckeln unbekannte Schönheiten mit kunstvoll gezupften Augenbrauen so zielstrebig, um ihrem Berufsziel „Irgendwas mit Prominenz“ näherzukommen.

Bald wird Playmate Ramona Bernhard wieder Weiß tragen, ohne Bauch zu zeigen – als Krankenpflegerin, die uns sagt: Es kommt nicht auf kunstvoll gezupfte Augenbrauen an, auch wenn sie schön sind.