Weihnachten naht. Es beginnt wieder die Zeit, wo alle von Barmherzigkeit und Gnade reden, sogar die CSU und die AfD. Ob Gott das gefällt? Keine Ahnung. Aber einer weiß Bescheid, sein Ghostwriter. Er hat mit unserem Kolumnisten Frank Rothfuß gesprochen.

Stutttgart - Gott hat seine Spuren gut verschleiert. Sein Erstlingswerk „Misanthrope Meilensteine – Gott zieht alles“ hat ja bereits vergeblich Nachforschungen angeregt, in seinem neuen Band „Gott 2000 – Persönliche Apokryphen“ spricht er im Klappentext nun davon, der Autor und Zeichner Pontof Fulak, der sich hinter dem Pseudonym Tavon Barz verbirgt, habe das Büchlein verfasst. Eine monatelange Recherche hat jetzt enthüllt: Gott wohnt bei den Wagenhallen.

 

Enthüllt: Der Grund für das Zölibat

Konfrontiert mit Beweisen, konnte der Künstler David Baur nicht leugnen: Er ist Gott 2000 oder doch zumindest sein Ghostwriter. Er hat Gott mit den sozialen Netzwerken vertraut gemacht und eine Facebook-Seite für ihn angelegt. Dort meldet sich Gott 2000 seit Längerem selbst zu Wort und kommentiert das Zeitgeschehen: So fragt ihn Jesus: „Du sag mal, warum sitzt dieser Winterkorn eigentlich nicht im Gefängnis?“ Woraufhin Gott verschämt schweigt und verstohlen seinen VW-Schlüssel versteckt. Oder man sieht ihn, wie er der „Menschheit als Belohnung für die Erfindung des Rades ein Maschinengewehr überreicht“. Er feiert mit Löwe und Bär das Ende der Verhandlungen über die Nahrungspyramide und ärgert sich über Personalknappheit: „Bitte wie? Das waren die Bewerber für ,Wer bringt die Babys?‘ Bigfoot . . . und ein Storch!“ Dobrindt, Erdogan, Adorno, Luther und Darwin tauchen auf, und man erfährt von Schwester Ulrikes unerwartetem Griff an Gottes Allerheiligstes. Gott bewahre, dachte er sich und verfügte das Zölibat.

Gott schwätzt wie mir

Es ist ja nichts Neues, dass Menschen sich für Gott halten. Der russische Tänzer Vaslav Njinski schrieb in seinen Memoiren: „Ich bin ein Heiliger. Ich bin ein Herr . . . Ich bin Gott.“ Die Frau des englischen Moderators David Frost antwortete auf die Frage, ob Frost religiös sei: „Sicher, er hält sich für Gott.“ Und die österreichischen Kollegen vom „Standard“ haben mal getitelt: „Gott für sein Lebenswerk ausgezeichnet“, meinten aber den Sänger Karel. Nun also David Baur. Er hat Gott entdeckt, als er hörte, dass Nestlé-Chef Peter Brabeck sagte, Wasser sei kein Menschenrecht. Das war die Genesis. Gott 2000 tauchte auf. Und kommentierte fortan die Weltlage. Gott kann alles, sich sogar gehen lassen. Am liebsten säuft er mit dem Osterhasen, mit dem Teufel sinniert er über die Fehler der Schöpfung. Und er sagte korrekt voraus, dass Island gegen England bei der Fußball-EM 2016 gewinnen würde. Fußballergebete werden also doch erhört. Weil aber kein Buch vom Himmel fällt, brauchte Gott irdische Hilfe. Die brachte Markus Nießner, noch so ein Tausendsassa aus dem Umfeld der Wagenhallen. Er kümmerte sich um das Erstellen des Büchleins, für Manna alleine ließ sich das nicht bewerkstelligen. 2500 Euro streckten sie vor, für eine Auflage von 250 Stück. Sie verkaufen es für 20 Euro das Stück, man kann es über die Facebook-Seite von Gott erwerben. Gott ein Schwabe, kann das sein? Selbstverständlich. Es gibt einen weitgehend unbekannten Teil der Schöpfungsgeschichte, den die Hebräer aus der Bibel entfernten, um weiter als das auserwählte Volk zu gelten. Und am achten Tag erschuf Gott die Dialekte. Alle Völker waren glücklich, die Rheinländer, Berliner, Sachsen, Hessen, Badener, Bayern. Nur für die Schwaben war kein Dialekt mehr übrig. Da sagte Gott: „Sei ned draurig! Macht nix, Kerle, no schwätzscht halt wie i.“