Das Elterndasein bringt Geschäft mit sich. Zum Beispiel, wenn eigene oder fremde Kinder Geburtstag feiern. Wer kriegt das was – und vor allem: um welchen Preis? Unser Kolumnist Hans Jörg Wangner hat einschlägige Erfahrungen gemacht.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Kinder – und da darf man sich gar nichts vormachen –, Kinder haben gravierende Nachteile. Das fängt bei der Windelentsorgung an, geht über endlose Schlafenszeitdiskussionen und quälend lange Elternbeiratswahlen und hört, nach allem, was man so hört, in der Pubertät noch lange nicht auf. Zu den schlimmsten Geißeln der allein oder zu zweit erziehenden Menschheit gehören aber die Kindergeburtstage, eigene wie fremde.

 

Muss man im ersteren Fall mit einer abbruchreifen Wohnung oder einem arm machenden Nachmittag im höllenmäßig lauten Indoorspielplatz rechnen, so ist es bei fremden Feiern die Sache mit dem passenden Präsent, die vielen Eltern Kopfzerbrechen bereitet. Während viele Mütter und Väter durchaus noch Augenmaß bewahren, ist am oberen Rand der Skala ein Wettrüsten zu beobachten, das weder Grenzen noch Adam Riese kennt.

Geschenke im Wert von 60 Euro, hat eine Kollegin beobachtet, sind da durchaus drin. Für einen Dreijährigen wohlgemerkt, und nicht etwa von der Patin, sondern von der Mutter irgendeines anderen Kindes. Mal rechnen: 60, nein, sagen wir 50 Euro (dann hat die Sache ein Gesicht, und wir tun uns auch leichter) pro Geburtstag – macht bei Minimum fünf Geburtstagen, zu denen so ein Kind übers Jahr hinweg eingeladen wird, 250 Euro. Bei zwei Kindern wären es 500, bei dreien – aber nein, mit drei und mehr Kindern wird man in Stuttgart eh komisch angeschaut und bestimmt auch zu keiner Party eingeladen.

Ein Give-away für 25 Euro – pro Kinderkopf

Ein anderes Thema sind die sogenannten Give-aways. Für die Älteren von uns: das sind Präsente, die nicht etwa das Geburtstagskind kriegt, sondern seine Gäste. Was als nette Geste sinnvoll ist, birgt aber auch schon die Gefahr einer Kostenexplosion. Niemand mag als geizig oder als ärmlich dastehen, weshalb die Tarife steigen und steigen. So hat ein Gewährsmann von einer alleinerziehenden und ganz bestimmt nicht wohlhabenden Mutter berichtet, die den Gästen ihres Kindes Kompasse kaufte – zum Stückpreis von 25 Euro.

Ob man vielleicht mal eine Elterninitiative gründen sollte mit dem Namen MVvUGG (Mütter und Väter für den vernünftigen Umgang mit Geschenken und Give-aways)? Hm. Aber dann – siehe Windelentsorgung, siehe Schlafenszeitdiskussionen, siehe Elternbeiratswahlen – hätte man ja noch mehr Aufwand und Organisationskram an der Backe.

PS 1 Man rechne als Kind stets mit dem langen Gedächtnis von Müttern. Noch heute, mehr als vier Jahrzehnte später, trägt eine dem Autor persönlich bekannte Frau einem ehemaligen Knaben nach, dass er einst als Gast beim Betreten der Wohnung erst einmal abschätzig-skeptisch fragte: „Was gibt’s?“

PS 2 Hühner, so man welche hat, eignen sich hervorragend als kostengünstige Give-away-Produzenten. Die eigene Erfahrung zeigt, dass rohe Eier (zum Essen, nicht zum Werfen) von selbst gestreicheltem Federvieh ein großes Hallo auslösen und gerne angenommen werden.