Genug gequatscht? Von wegen: Versprechen lohnt sich! Hat unser Lokumnist und Kelloge Matthias Hohnecker am Beispiel des eigenen Nachwuchses festgestellt.

Stuttgart - Es ist bei unseren beiden Kindern exakt so, wie es bei allen anderen Kindern auch ist: wenn Salat, dann eigentlich nur Buchstabensalat. Also mal kurz einen Pokoschudding mit Sagschlahne serviert oder einen Rozzamella mit Matoten, vielleicht noch ein Sudelnüppchen oder gar ein Schnutenpitzel mit Wasauchimmer – und schon hauen die Kinders rein, dass man selbst Schnakritzlecken auftischen könnte. Und Schnakritzlecken sind sonst echt krass übel. Deshalb hören die Kinder auch so gerne die SWR-3-Comedy „Tuten Gag“, weil da von Keizhosten die Rede ist und von Porwegernullis und vom Weltschiertutztag und vom Schrandbutz und der Hörder Mitze. Und mal ehrlich: mit welchem Kind könnte man sonst im Norwegerpulli über Heizkosten salbadern oder über die durch einen mangelhaften Brandschutz beim Welttierschutztag ausgelöste Mörderhitze in der Milhelwa ratschen? Eben!

 

Und seit dem Vater wieder dieser Spruch aus der einstigen RTL-Sendung „Samstagnacht“ eingefallen ist, kriegt auch der immer noch vorpubertierende Sohn P. das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, wenn es wieder mal heißt: „Darf ich Sie gleich mal an die Becke thitten?“ Gefickt eingeschädelt, das! Und vor allem die Mutter S. wird spätestens ganz nass um die Blase, also vielmehr blass um die Nase, wenn Tochter E. dann die jüngste Kindernachricht raushaut („Prinz angepisst: Rapunzel ließ ihren Harn herunter“) und der Vater folgerichtig sagt: „Müsste sie dann nicht eigentlich Rabrunzel heißen?

Aller Wechstabenverbuchsler-Lektüren (von Mathias Jeschke etwa) und Wortsalatsoßen zum Trotz, ist manches auch völlig unbeabsichtigt so dahinformuliert. Wie bei der Nichte einer Freundin, die im zarten Alter von zweieinhalb eines Abends auf ihrem Töpfchen saß und ihr kleines großes Geschäftlein verrichten wollte, als sie sah, wie Bruder und Vater den Raum verließen, woraufhin sie ihnen im Brustton der Überzeugung nachrief: „Hey, Tumpels, wartet auf mich!“ Womöglich hatte sie die Befürchtung, dass man ihr Lieblingsspiel ohne sie spielen wollte: „Hello Titty“! Und dass Tochter E. ihr Fischgericht einst nur verspeisen wollte, wenn der „Kabelbaum keine Raketen“ hat, versteht sich sowieso irgendwie von selbst.

Wie viel Spaß man mit Wörtern haben kann, wenn man zuvor schon ein wenig Wortsalat gevespert hat, zeigt sich neuerdings bei Sohn P., der im Deutschunterricht der Klasse 7 Gedichte der konkreten Poesie nachahmen darf. Am Beispiel von Ernst Jandls „Ottos Mops kotzt“ schreibt P. dann zum Beispiel: „Alberts Adler lallt. Alberts Adler: lalala. Alberts Adler trank Radler. Albert radelt Rad. Albert: Das war fad.“ Oder: „Alberts Adler schmatzt. Albert nahm Platz. Alberts Adler: mjam mjam. Alberts Adler fraß Aas. Albert: Macht Spaß.“ Das ist auf jeden Fall besser als Blötflocke spielen und Laschwappen benutzen zusammen. Und abgesehen davon, ein Froschschutzmittel braucht man bei so viel poetischer Wärme bestimmt auch nicht, weil keiner mehr sagen wird: Sei kein Frost! Nein, frostriert zurück bleibt bei so leckerem Wortsalat niemand. Oder, Tumpels?