Apple, Tiere, Emotionen. Das Jahr 2013 war reich an Ereignissen – auch zwischen Klassenzimmer, Reithalle und Jugendschreibtisch. Unser Kolumnist Christoph Schlegel zieht schonungslos Bilanz.

Stuttgart - Januar. Wir sprechen jetzt sehr viel über Produkte von Apple. MacBook, iPad, die ganze Palette. Worte wie „Retina-Display“ bereichern Frühstück und Abendessen. Worüber haben sich Zwölfjährige mit ihren Eltern unterhalten, früher, als es noch kein Apple gab?

 

Februar. Er war beim Kindergeburtstag, nur 4. Platz beim Bowling. Da müssen wir ran. Das muss besser werden. Vielleicht hilft ein Schulwechsel.

März. Muss beim Ponyreiten draußen stehen. Die anderen Väter dürfen die Tiere mit ihren Töchtern drauf durch die Reithalle führen. Mein Klepper hat gebockt, ich ihn gezerrt. Die Reitlehrerin zog Konsequenzen.

April. Ein neues Gesprächsthema ist gefunden: das Sky-Abo.

Mai. Wir stehen vor großen Fragen: Wie viel Haargel braucht man für eine Marco-Reus-Frisur? Und müsste man dafür nicht blond sein? Oder blondiert? Nach dem verlorenen Champions-League-Finale zerreißen wir Panini-Bilder von Dante und Toni Kroos.

Juni. In der Kita ist Sommerfest. Drei Väter (mit mir) grillen, als gebe es kein Morgen mehr. Eine halbe Monatsproduktion aus dem Hause Hoeneß ziehen wir übers Feuer, dürfen aber keinen Grillanzünder verwenden: „Krebsgefahr!“ Wir grillen bis zum Abend, wir schwitzen, wir stinken. Hinterher bekommt jeder eine Packung Milka-Schokoherzen. Als Dankeschön.

Juli. Das Auto kommt durch den Tüv. Der Jubel ist groß. Wir drehen eine Runde und stellen dann im Hof einen Basketballkorb auf. Sie dribbeln, passen und donnern gegen den Korb. Die Nachbarin sagt. „Das ist wie im Krieg.“ Also müssen recht abrupt zwei Sportlerlaufbahnen beendet werden.

August. In Deutschland tobt der Wahlkampf. In der D-Jugend eines Freundes gehen Fußballeltern und Trainer aufeinander los. Streitthema: wer wie oft im Training ist, wer spielen darf, wer überhaupt was zu sagen hat. Hochemotional, das Ganze. Sie müssen einen Sonderelternabend einberufen, das Treffen hat Weltwirtschaftskrisengipfelcharakter. Viele Eltern scheinen mit dem Druck nicht mehr fertig zu werden.

September. Schlimmes ist in der 7. Klasse passiert: „T. hat die Erdkundelehrerin mit der Brotdose geschlagen.“ Wir sind entsetzt, bis weit in den Oktober hinein.

Oktober. Checker Can ist inzwischen ein wichtigerer Ratgeber als ich. Kommt auch sympathischer rüber. Im Spanienurlaub canceln wir auf Druck der Mitreisenden die Kathedralenbesuche. Dafür setzen wir 1 x Museum durch und sehen sogar Picasso-Bilder. Zweimal dieser Kommentar: „Das male ich dir auch.“

November. Die Altersfreigabe von „Gladiator“ liegt bei 16 Jahren. „Aber, M. hat ihn schon gesehen“, jammert es am Tisch. „Ja, M., der . . .“ – „. . . und ,Django unchained‘ auch!“ Neben dem Austausch über Apple-Produkte etabliert sich als zweites Gesprächsthema: Altersfreigaben.

Dezember. Die Frequenz unserer Apple-Gespräche hat sich enorm erhöht. Wir sprechen über nichts anderes mehr. Es mag Zufall sein, aber bald ist Weihnachten.