Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. ­Diese Woche muss Ingolf Welte die Kröten seines Gemeinderats schlucken. Im Aidlinger Rathaus werden die Tiere dagegen beschützt – und die Anwohner gequält.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Nufringen - Aller Anfang ist schwer, vor allem für neu gewählte Bürgermeister im Kreis Böblingen. Die Gemeinderäte zeigen den Rathauschefs vorsorglich, wer die Hosen an hat. Diese Woche musste Ingolf Welte eine Kröte schlucken. Noch bevor Nufringens neuer Bürgermeister sein Amt angetreten hatte, reichten alle vier Fraktionen gemeinsam einen Antrag ein, um seine Kompetenzen zu beschneiden. Er darf jetzt nicht so viel Geld ausgeben wie seine Vorgängerin und weniger Leute selbstständig einstellen.

 

Der Gemeinderat hat den Finger drauf

„Das soll keine Schikane der Verwaltung sein“, erklärte Ingrid Nolte, die Fraktionsvorsitzende der Freien Liste, nonchalant. Die Regelung sei vielmehr zum Schutz des Gemeinderats und auch des neuen Bürgermeisters. Immerhin kommt der Mann nicht vom Fach – sondern von der Polizei. Zwar könnte man dann davon ausgehen, dass er sich wenigstens nicht kriminell verhält. Aber schon im Wahlkampf hatten acht Gemeinderäte aus verschiedenen Fraktionen die Bevölkerung dazu aufgerufen, mit der Kandidatin und Grafenauer Kämmerin Katrin Lippold lieber fachliche Kompetenz ins Rathaus zu wählen.

Statt empört zu reagieren, blieb Ingolf Welte laut der Lokalzeitung jedoch völlig gelassen. „Wegen mir können Sie die Entscheidungsbefugnis auch auf Null streichen“, sagte er. Als Beamter hat der Mann eben bereits viel Sachverstand erworben: Wer nichts entscheiden darf, kann auch nichts schaffen. Nur der Ortsbaumeister kam wegen der fraktionsübergreifenden Einschüchterungsmaßnahme ins Schwitzen. „Das bedeutet für uns Einschränkungen und zusätzliche Arbeit“, erklärte er. Wenn Ingolf Welte nur 15 000 statt der bisherigen 25 000 Euro ausgeben darf, muss jede kleine Baustelle in den Gemeinderat. Bei guter Führung gibt es allerdings Aussicht auf Erleichterungen. „In zwei oder drei Jahren werden wir nochmals neu entscheiden“, kündigte Klaus Renner von der SPD großzügig an.

Neue Krötenschranken schotten Wohngebiet ab

Ekkehard Fauth käme mittlerweile nicht mehr auf die Idee, irgendeine Kröte zu schlucken. Der Aidlinger Bürgermeister hilft ihnen vielmehr über die Straße. „Weitere Krötenschranken notwendig“, lautet die Überschrift einer Mitteilung aus dem Rathaus – mit dem hämischen Zusatz, dass sich diese auf der Kreisstraße zwischen Aidlingen und Grafenau so bewährt hätten. Zwischenzeitlich seien die Tiere auf Wanderschaft im Wohngebiet Sonnenberg gesichtet worden. In enger Abstimmung mit dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ seien verschiedene Maßnahmen beschlossen worden, die am 1. April in Kraft treten. Gleich mit mehreren Krötenschranken werde sichergestellt, dass am Sonnenberg von 20 Uhr bis 6 Uhr kein Durchgangsverkehr mehr möglich ist. Durch eine weitere Temporeduzierung von 30 auf zehn Stundenkilometer solle sichergestellt werden, dass tagsüber keine Kröten überfahren werden.

Während Ekkehard Fauth in seiner dritten Amtszeit möglicherweise zu Scherzen aufgelegt ist, sollte Ingolf Welte diese Idee ernst nehmen. So eine Krötenschranke ist bereits für 1000 Euro zu haben – und deshalb ohne die Zustimmung des Gemeinderats. An den richtigen Stellen platziert, wäre Nufringens Bürgermeister künftig in den Sitzungen vor den Tieren sicher.