Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Auch diese Woche bleibt der Wertstoffhof ein Thema. Die Weiler Feuerwehr fragt sich, wie man mit Maske essen und trinken kann.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Dass sich die Christdemokraten als Saubermänner profilieren wollen, liegt wohl in ihrer Natur. Beim Thema Wertstoffhof können sie einfach nicht locker lassen. Schließlich bewegt die Menschen im Kreis Böblingen in diesen Corona-Zeiten anscheinend nichts mehr, als die Entsorgung ihres Sperrmülls. Nachdem die Kreistagsfraktion mit ihrer Forderung nach längeren Öffnungszeiten in den Recycling-Stationen gescheitert ist, präsentierte sie gleich den nächsten Plan: die orangene Wertstofftonne soll von den Müllgebühren befreit werden. Dann fahren endlich weniger Menschen zu den Abgabeorten, lautet ihre Überlegung.

 

Einblicke in den Bekanntenkreis des Landrats

Im Umweltausschuss des Kreistags überraschte der Landrat dann zunächst die Anwesenden mit seinem ausgeprägten Orientierungssinn: „Ich weiß, wir sind im Schwabenland“, sagte Roland Bernhard. „Da sitzt man nicht rum und schaut aus dem Fenster, sondern mistet aus, das beobachte ich an mir selbst.“ Die Versuchung sei groß, das Gerümpel auf den Wertstoffhof zu bringen – und die meisten erliegen ihr offensichtlich. Und dann gab er noch einen Einblick in seinen Bekanntenkreis: „Ich bin ein Freund der Wertstofftonne“, bekannte der Landrat.

Aber nicht einmal diese innige Beziehung hilft der CDU in ihrem Bemühungen weiter, denn das Fassungsvermögen des orangenen Behälters reicht nicht für die Ausmistwut im Kreis Böblingen. Eigentlich ist auch nicht ganz klar, worüber sich die CDU und die Bürger aufregen. Schließlich wird in einer Art Blockabfertigung immer eine bestimmte Zahl von Besucher gleichzeitig auf die Wertstoffhöfe gelassen. Und diese Vorgehensweise müsste die Menschen eigentlich an ihren Sommerurlaub erinnern, zum Beispiel die Fahrt nach Kroatien über die Tauernautobahn, und ein wohliges Gefühl der Vorfreude auslösen.

Ein Hirsch auf der Insel

Aber vermutlich ist es halt doch schöner, stundenlang in der Hitze im Stau zu stehen als mit dem Sperrmüll in der Schlange. Der Satz, dass früher alles besser war, hat in diesen Corona-Zeiten endlich einmal einen Wahrheitsgehalt. Nur die Feuerwehr in Weil in Schönbuch tut sich mit der Realität noch etwas schwer: Während Böblingen längst das Stadtfest und Herrenberg die Sommerfarben abgeblasen haben, hängen die Feuerwehrleute noch an ihrem Seenachtsfest. Das ist verständlich, denn in diesem Jahr hätten sie ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Aber ihr Kommandant lässt sich weniger von Gefühlen leiten, sondern profilierte sich besser als die CDU als Praktiker: „Wie soll man denn mit einer Maske vor Mund und Nase überhaupt trinken und essen?“, fragte er rein rhetorisch.

Ausgerechnet auf dem Feuerwehrsee befindet sich nun das Wappentier von Weil in Quarantäne. Seit dem 1. Mai thront auf der Insel der Hirsch. Aufgrund seines Alters habe er sich aus dem Rotwildgehege auf einen abgelegenen Ort zurückgezogen, wo er den Mindestabstand sicherlich einhalten könne, heißt es auf einer Webseite zu dem Scherz. Da er das Wappentier von Weil sei, verhalte er sich gesetzestreu und trage Maske. Die nicht ganz legale Isolation des Hirschs ist sogar von ganz oben abgesegnet worden: „Aus Gemeindesicht trotz der schwierigen Situation, auf die sich diese Aktion bezieht, ein gelungener und intelligenter Mai-Scherz“, findet das Rathaus.