Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche herrscht in Herrenberg wieder Idylle – wegen Weihnachten. Sindelfingen zeigt im Advent vor allem Geschäftssinn.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Sindelfingen - Wenn es nach der Stadt Herrenberg geht, „kann Weihnachten kommen“. Anders als die Mehrheit der Bevölkerung, die noch weit entfernt ist von solchen Aussagen, muss die Verwaltung den Menschen eben keine Geschenke machen. Mit dem Aufstellen des Christbaums ist es nach Ansicht des Amtes für Technik, Umwelt, Grün nämlich schon getan. Die Mitarbeiter haben im Stadtwald gleich elf Weihnachtsbäume gefällt. „Sie wurden aus dem Wald transportiert, an den zentralen Punkten in der Kernstadt und den Stadtteilen aufgestellt, mit Lichterketten geschmückt und fachmännisch angeschlossen“, steht in der Mitteilung aus dem Rathaus. Es ist gut zu wissen, dass da keine Amateure am Werk waren, um die Stadt mit stattlichen Fichten zu schmücken. „Weihnachten kann also kommen!“, lautet die entspannte Überzeugung in Herrenberg.

 

Für die Herausforderungen des Einzelhandels gewappnet

Sindelfingen verfolgt eine ganz andere Strategie. Dort haben die Bauhofmitarbeiter kürzlich eine Weihnachtskrippe aufgebaut – und zwar direkt in einem Einkaufszentrum. Normalerweise kommen solche Holzfiguren in Kirchen zur Geltung, Sindelfingen dienen Maria, Josef und das Jesuskind als Kulisse zum Shopping. Das ist kein Wunder, das ist pure Kalkulation: „Mit einem starken Breuningerland und einer attraktiven Innenstadt sind wir für die zukünftigen Herausforderungen des Einzelhandels gewappnet“, hatte Bernd Vöhringer kämpferisch gesagt, als die Erweiterung des Einkaufszentrums im Osten der Stadt gegen alle Widerstände endgültig gerichtlich genehmigt wurde. Prompt folgt die Weihnachtsoffensive: Die Krippe soll die Innenstadt im Glauben an ihre Wettbewerbsfähigkeit festigen!

Worum es bei der Szene geht, ist sowieso Auslegungssache. Gottes Sohn wird geboren, sagen natürlich die einen. Bei der Geschichte handelt es sich um die erste Baby-Shower der Welt, meinen die anderen. So nennt sich die US-amerikanische Tradition, vor der Geburt der werdenden Mutter eine Party zu schmeißen und sie mit Geschenken für das Kind zu überschütten. Im Fall von Maria sind die heiligen drei Könige zwar etwas zu spät gekommen, aber das Reisen auf dem Kamel war mit Sicherheit sehr beschwerlich und unberechenbar. Dafür haben sie reichlich Gaben mitgebracht.

Das Einkaufszentrum trägt den passenden Namen

Immerhin trägt das Einkaufszentrum den passenden Namen: Stern-Center. Mit Hilfe eines solchen Himmelskörpers haben Caspar, Melchior und Balthasar am Ende ebenfalls ihr Ziel gefunden. Im Breuningerland würden sie vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen. Dort ist die Dekoration auch weihnachtlich, verspricht das Center-Management. Sie besteht jedoch nicht aus altmodischen Holzfiguren, sondern aus Christbäumen wie in Herrenberg, deren Äste sich nur deshalb trotz des fachmännisch angebrachten Glitzerschmucks nicht biegen, weil sie aus Plastik sind. Auch dort kann Weihnachten kommen, lautet die frohe Botschaft, mit verlängerten Öffnungszeiten wird sich an das Fest angenähert: Gleich am Samstag, 1. Dezember, beim Adventsshopping bis Mitternacht, von 6. Dezember bis 22. Dezember geht es werktäglich bis 22 Uhr weiter.

Die schwerste Aufgabe übernimmt dann wieder Bernd Vöhringer. Damit seine Sindelfinger nicht alle Wochenmärkte verschlafen, schickt er einen Lockenvogel. In der Zeit von 5. bis 7. Dezember kommt der Nikolaus. Am Nikolaustag selbst stärkt der Oberbürgermeister persönlich die Nahversorgung und hilft dem guten Mann auf dem Marktplatz beim Verteilen der Schokolade.