Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche löst Böblingen das Abfallproblem und die FDP den Klimawandel. Holzgerlingen will derweil nicht mehr übersehen werden.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Böblingen hat eine neue Form des intelligenten Mülleimers entwickelt. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat hatte zwar von Hightech geträumt, mit der die Stadt sauberer werden sollte. Doch schiere Größe allein erzielt offensichtlich ebenfalls eine Wirkung. Seit Mitte November stehen die „neuen und hochwertigen Abfalleimer“ am Ufer des Unteren und Oberen Sees. „Die Installation der nun 75 Liter fassenden Mülleimer führt bereits zu einer Reaktion des wilden Mülls im Stadtgarten“, heißt es in der ersten Mitteilung aus dem Rathaus im neuen Jahr. Das Problem sei dadurch spürbar gemildert worden, lautet die gute Nachricht.

 

Eine geheimnisvolle Anziehungskraft

Leider führt das Rathaus nicht weiter aus, wie genau der wilde Müll auf die Eimer reagiert. Kriecht er freiwillig dorthin, weil es in den größeren Behältern bequemer ist als in den kleineren? Wirken sie auf geheimnisvolle Weise anziehend? Oder ist die Erklärung ganz banal und hängt mit der Reaktion der Abfallverursacher zusammen, die die Mülleimer jetzt besser als solche zu identifizieren?

„Die Definition einer wiedererkennbaren und unverwechselbaren Marke ist in der heutigen Zeit, die geprägt ist von einer Flut an Informationen, wichtiger denn je“, hat auch die Stadt Holzgerlingen im neuen Jahr festgestellt. Wie ein zu klein geratener Mülleimer ist sie anscheinend zuletzt oft übersehen worden. Das Rathaus ließ deshalb ihr Logo aufmöbeln. Es ist eine Kombination der bisher schon verwendeten Skyline mit dem Schriftzug Holzgerlingen. Der Zusatz Stadt wurde aus nicht weiter erklärten Gründen weggelassen. Dafür wird den Bürgern anderweitig auf die Sprünge geholfen: „Ein Platz zum Wohlfühlen“ steht nun dabei, damit daran keine Zweifel mehr aufkommen. Der Slogan „transportiert das Selbstverständnis und stärkt die Identifikation der Schönbuchstadt als Wohn- und Arbeitsort von hoher Lebensqualität“, hofft die Kommune.

Klimaschutz einfach neu denken

Dieses Prinzip verfolgt auch die FDP. Am 22. Januar erklärt die liberale Bundestagsabgeordnete Judith Skudelny in Böblingen, wie man Klimapolitik einfach „neu denken“ kann. Wenn Holzgerlingen ein Platz zum Wohlfühlen sein kann, muss es auch eine Umweltpolitik „jenseits von Verboten und Bevormundung“ geben. Ihrer Meinung nach kann Klimaschutz nur funktionieren, wenn er mit wirtschaftlichem Fortschritt verknüpft werde und die Menschen von den Maßnahmen überzeugt seien. Ideen dafür gebe es genug, heißt es in der Ankündigung. Zum Beispiel durch die Aufnahme des Verkehrssektors in den Zertifikatehandel. Dadurch werden Benzin und Diesel zwar teurer, aber wenn die Konjunktur brummt, können es sich die Gutverdiener weiterhin leisten. Die Zeichen dafür stehen im Kreis Böblingen gut, solange wie im vergangenen Jahr allein 700 Maybachs aus dem Sindelfinger Daimler-Werk pro Monat nach China geliefert werden.

Erst der drittheißeste Sommer seit 1881

Noch muss man sich also keine Sorgen machen. Das vergangene Jahr war laut dem Deutschen Wetterdienst schließlich erst das drittheißeste seit 1881. Dazu passt die Statistik der Maichinger Feuerwehr, die gleichermaßen ein heißes Jahr hatte: 168-mal rückten die Kameraden aus, alle zwei Tage war ein Einsatz zu absolvieren. Dabei begegneten sie bei einem Scheunenbrand einer alten Bekannten. Just am selben Tag, an dem die Kuh im Jahr 2018 auf ein Garagendach gestiegen war, musste sie 2019 aus dem brennenden Stall gerettet werden. Wie beim Klimawandel ist es in dem Fall besser, sich nicht auszumalen, was dieses Jahr passieren wird.