Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche feiert Thomas Sprißler Herrenberg als Beispiel-Kommune, und das Breuningerland geht in die Offensive.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Herrenberg - Es gibt ja nur wenige Orte, wo die Welt in Ordnung ist – obwohl sie noch nie so gut war wie heute. Einer dieser Orte war kürzlich im Herrenberger Stadtteil Affstätt vorzufinden. Für den Kinderfasching meldeten sich viele Helfer, heißt es in der Lokalzeitung. „Fleischkäse und eine große Auswahl an deftiger Speisen sorgten für das leibliche Wohl von Cowboys, Aliens und Prinzessinnen“, ist zu lesen. Wenn das nicht nach Friede, Freude, Eierkuchen klingt, was dann? Aber es wird noch besser: „Besonders stark vertreten war bei den jungen Besuchern die Fraktion der Gesetzeshüter, doch auch die Schneekönigin Elsa war in mehrfacher Ausführung da.“

 

Die Wahl fällt ausgerechnet auf Herrenberg

Gerade informiert sich auch eine Spitzenkraft des Städtetags Baden-Württemberg in der Herrenberg Verwaltung, „auf welchen Säulen der Erfolg der Mitmachstadt fußt“. Sebastian Ritter heißt der Mann, der bei dem Verband neuerdings für Bau- und Ordnungsrecht, Europa und Rechtsfragen zuständig ist und in Herrenberg vor seinem Dienstantritt ein Praktikum macht. Der Oberbürgermeister Thomas Sprißler kann es sich nicht verkneifen, der Welt davon zu berichten. Er sei stolz, „dass die Wahl einer Beispiel-Kommune ausgerechnet auf Herrenberg gefallen ist“, erklärte er noch leicht bescheiden und fügte dann ganz unbescheiden ein Eigenlob an. Dies sei ein Zeichen der Anerkennung, weil sich Herrenberg in vielen Bereichen „als agile Verwaltung mit zukunftsweisenden Ansätzen über die Stadtgrenze hinaus einen hervorragenden Ruf erarbeitet“ habe.

Dabei müsste sich Thomas Sprißler gar nicht so sehr auf die eigene Schulter klopfen. In einer Kommune, in der sich die kleinen Jungen mehrheitlich als Sheriff verkleiden, kann es ja nur ordentlich zugehen – zumal in Zeiten, in denen die echten Beamten immer öfter bei der Arbeit angepöbelt werden. Und wenn die Mädchen darüber hinaus gerne Zauberkräfte hätten, um Schnee, Eis und Frost zu erzeugen – in Zeiten, in denen es viel zu warm geworden ist –, ist die heile Welt eigentlich perfekt. In Böblingen versucht sich Stefan Belz ein Beispiel an der Kommune zu nehmen. Er lädt seine Bürger zu einem zwar nicht agilen, aber „gemütlichen Winterspaziergang“ ein. Den Termin dafür hat er auf den Valentinstag gelegt, ob absichtlich oder unabsichtlich, darüber kann nur spekuliert werden. Allerdings will ein Oberbürgermeister allein schon von Amtes wegen die Herzen der Bürger gewinnen. Wenn am 14. Februar eine der Affstätter Eisköniginnen eine weiße Decke über die Stadt zaubern würde, könnte das Unternehmen von Erfolg gekrönt sein.

Das Breuningerland macht auf Motorworld

Etwas Herrenberger Idylle hätte Böblingen angesichts der bevorstehenden Kämpfe verdient. Wie schon seit Jahren angekündigt, beginnt das Breuningerland nun offensichtlich mit der Aufrüstung. Aber nicht die viel befürchtete Erweiterung des Einkaufszentrums steht an. Die Sindelfinger haben vielmehr beschlossen, das erfolgreiche Motorworld-Konzept zu kopieren: Im Breuningerland eröffnet mit Hahn der zweite Autohändler einen City Store. Dort gibt es nun nicht nur Jeeps, sondern von April an auch Porsche zu kaufen. „Mit dem neuen Konzept reagieren wir auf veränderte Bedürfnisse“, heißt es in der Mitteilung. Das bedeutet, dass die Menschen, wenn sie schon beim Einkaufen sind, zur Jeans auch gleich den passenden Rennwagen shoppen wollen. Und wer sich fragt, warum die Welt nur an wenigen Plätzen in Ordnung ist, bekommt hiermit die Antwort: Weil die kleine Schneekönigin irgendwann einen Porsche will, den sich der Polizist leider nicht leisten kann.