Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Mit Humor wollen manche Kommunen für Sauberkeit sorgen, andere setzen spezielle Saubermänner für die Aufgabe ein.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Sindelfingen - Die Stadt Waldenbuch hat eine Kampagne gestartet – mit 100 Sauberkeitsbotschaftern. Ob sich die Bürger davon überzeugen lassen, ist fraglich. Die Botschafter können nicht reden, nicht mahnen, kein Bußgeld einfordern. Denn dabei handelt es sich um die 100 städtischen Mülltonnen. Sie werden in einem auffälligen Grün lackiert und mit einem flotten Spruch versehen. Damit solle auf humorvolle Art und Weise dazu animiert werden, den Abfall in den Behälter zu werfen. „Mülle Grazie“ oder „Ene Mene Meck, der Müll ist weg“ lauten die Vorlagen der Verwaltung. Die Waldenbucher sind aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen – aber nicht durch mehr Ordnungsliebe, sondern mit Kreativität. Sie sollen weitere überzeugende Sprüche liefern, von denen die zehn besten gekürt werden.

 

Großes Interesse bei Eltern

Die Ergebnisse dürften auch bei Eltern großes Interesse hervorrufen. Mit einem solchen Zauberspruch müsste ja nicht nur Waldenbuch sauber gehalten werden können, sondern gleichermaßen das Kinderzimmer. Der Glaube an den Wirkungsgrad von Worten wird bei dieser Personengruppe jedoch nicht sehr verbreitet sein: Erziehung mit Humor ist ein hehres Ziel, das wie die meisten hehren Ziele (Abnehmen, Welt retten, Flöte üben) meist zum Scheitern verurteilt ist. Mit „Mülle Grazie“ lässt sich beim Nachwuchs erfahrungsgemäß nicht viel ausrichten.

Sindelfingen verfolgt deshalb seit Jahren eine andere Strategie: Die Stadt überlässt die Mülleimer dem Jugendgemeinderat, der in regelmäßigen Abständen neue Designs für die Behälter entwickeln lässt. Was kreativ wirkt, ist vielmehr eine versteckte erzieherische Maßnahme: Wenn die jungen Leute die Abfallbehälter selbst entwerfen, werden sie sie sicherlich auch selbst mehr benutzen. Aber in der Vergangenheit verniedlichten die Jugendlichen mit ihrem gelben lächelnden Mülltoni eher das Abfallproblem. Gerade läuft wieder eine Gestaltungswerkstatt des Jugendgemeinderats. Vor dem Hintergrund der Fridays-for-Future-Demonstrationen dürften die Ergebnisse wesentlich düsterer ausfallen.

In Böblingen wird das Müllproblem ernst genommen

In Böblingen wird das Müllproblem dagegen ernst genommen. Dort sind die Abfallbehälter weder bunt noch lustig. Und auch der Slogan für die Sauberkeitskampagne macht eher Angst: „Böblingen Blitzblank“ heißt es seit diesem Sommer. Mit einer Sammelausrüstung bewaffnete Bürgerwehren sollen durch die Stadt ziehen und Böblingen noch sauberer machen.

Mehr als eine Million Euro verschlinge die Stadtreinigung jährlich, heißt es in dem Aufruf der Verwaltung. Die Betriebsdienste würde die Aufgabe mit hohem Engagement erledigen. Dennoch sammle sich immer wieder Unrat an – und dafür sind „Blitzblank-Paten“ gesucht, die die Verantwortung für die Sauberkeit in einem selbst gewählten Bereich übernehmen.

Mal sehen, mit wie viel Humor die städtischen Saubermänner ihrem Ehrenamt auf Dauer nachgehen können. Oder ob sie sich für die Böblinger auch ein paar Sprüche einfallen lassen.