Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Die Woche gibt es nur gute Nachrichten – und die sind für diese Kolumne schlecht.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Böblingen ist unter allen Landkreisen eindeutig der beste – mit Abstand. Geradezu modellhaft, vielleicht nicht schlank in der Form,doch in allen Belangen vorbildlich. Dazu zählt nicht nur, dass der Landrat Roland Bernhard momentan mehr oder weniger im Alleingang das Coronavirus besiegt. Der Inzidenzwert ist diese Woche noch um 1,5 Punkte auf nunmehr 34 Infizierte pro 100 000 Einwohner gesunken. Das schafft bislang weit und breit kaum einer! Als Lohn dafür dürfen die Kreisbewohner nun wieder vorder Haustüre shoppen, während beispielsweise die Stuttgarter zu ihnen herausfahren müssen.

 

Sogar um den Schießlärm wird es ruhig

Aber damit reißen die guten Nachrichten nicht ab. Nach 27 Jahren Schießlärm zeichnet sich ein Ende auch dieser Plage ab! Bereits im April ist Baubeginn für den Lärmschutz bei der US Army, und dann kann dort ein Jahr lang überhaupt nicht mehr geschossen werden. An diese himmlische Ruhe sollten sich die Anwohner vom Rauhen Kapf nur nicht zu sehr gewöhnen. So etwas geht schnell: Dass im friedlichen Böblingen jahrelang ein Streit über die Fernwärmepreise herrschte, ist mittlerweile längst vergessen.

Möglicherweise gelingt es dem Oberbürgermeister Stefan Belz noch, einen anderen, seit Ewigkeiten schwelenden Konflikt zu beschwichtigen: Am 10. März zeigt die Kreisstadt anlässlich des 62. Jahrestages des tibetischen Volksaufstandes wieder Flagge. Mit der Fahne Tibets am Alten Rathaus soll der „bis heute andauernden Unterdrückung des tibetischen Volkes gedacht“ werden.

Sindelfingen stimmt in die Harmonie ein

Dass in der Mitmachstadt Herrenberg die Welt nachhaltig in Ordnung ist, muss an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden. Erstaunlicherweise stimmt nun sogar Sindelfingen in die allgemeine Harmonie ein: Der CDU ging bezüglich des Radschnellwegs durch den Wald zwischen Stuttgart und Böblingen endlich ein Licht auf. Die durch einen Bewegungsmelder aktivierten LED-Lampen, die nach wenigen Minuten wieder ausgehen,sollen bald bis 23 Uhr funktionieren dürfen. Statt wie bisher auf dem Wildschutz zu beharren, schwenken die Christdemokraten zwei Jahre nach Eröffnung der Strecke nun auf den Schutz der Fahrradfahrer um.

Unglaubliches wird im Landkreis Böblingen wahr! Zwar ist nach wie vor kein Standort für eine neue Erddeponie gefunden worden, und die CDU wird dafür sicher nicht den Sindelfinger Wald anbieten. Doch zum Glück fehlt nicht mehr viel, höchstens ein Lückenschluss zwischen den Bundesstraßen 464 und 295. Schließlich hat nach rund 35-jähriger Planungszeit jetzt auch der Ausbau der A 81 an Fahrt aufgenommen. Sollten die Läden in Stuttgart jemals wieder öffnen dürfen, können die Böblinger also eines Tages auf gleich drei Spuren kommen. Außerdem wird darüber hinaus der tiefe Graben zwischen Böblingen und Sindelfingen durch die Überdeckelung endlich zugeschüttet.

Auch Daimler gehen die Kunden nicht aus

Bleibt nur die Wirtschaft des Landkreises als Sorgenkind, weil die bislang gewinnbringende Konzentration auf das Automobilin einer Sackgasse enden könnte. Andererseits gehen Daimler laut einer neuen Umfrage die Kunden trotz Klimawandels nicht so schnell aus. Denn die Mehrheit der Befragten (64 Prozent) möchte auch zukünftig ihr Auto nicht mit anderen Antriebsformen als Diesel oder Benzin fahren. Nur 36 Prozent können sich vorstellen, zu wechseln, und dann vor allem auf hybrid.

Es ist offensichtlich: Diese Kolumne hat keine Zukunft. Good news are bad news, lautet ein altes journalistisches Sprichwort, gute Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Im Modell-Landkreis Böblingen bleibt dank zahlreicher Streuobst-Initiativen einfach kein Fallobst mehr liegen – weshalb diese Rubrik diese Woche an ihrem Happy End angekommen ist.