Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche mutieren die Schwarzen vollends zu Grünen, und das Landratsamt wird zum Vergnügen der Bevölkerung beschossen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Zwar ist der Klimawandel in aller Munde, aber die Sindelfinger CDU ist noch nicht ganz in der politischen Realität angekommen. Beim Herbsttreff am Samstag, 19. Oktober, wollen sie mit den Bürgern auf dem Marktplatz nicht nur über den Haushalt und die Innenstadt, sondern auch über „die Klimasituation“ sprechen. Dazu gibt es für die Besucher Weißwürste und Fleischkäse. Die Schwarzen haben bei der Essensauswahl vielleicht bewusst auf die Rote verzichtet, sich aber gedankenlos an ihrer bayerischen Schwesterpartei orientiert.

 

Obwohl sich die Christdemokraten momentan redlich bemühen, den Grünen den Schneid beziehungsweise die Wähler abzukaufen, müssten die Gemeinderäte beim Thema Erderwärmung auf dem Marktplatz ernsthaft ins Schwitzen kommen. „Fleisch killt Wald und Klima“, teilt dazu diese Woche die lokale Gruppe von Greenpeace mit. Falls die Sindelfinger CDU davon noch nichts gehört hat: Mit ihrem Fleischkäse und den Weißwürsten sind hohe Treibhausgasemissionen verbunden, wenn sie nicht aus glücklichen Kühen hergestellt wurden. Den unglücklichen wird Soja verfüttert, wofür wiederum der Amazonas-Regenwald draufgeht. Eine Ernährungswende fordert Greenpeace, mehr bio, mehr vegetarisch und vegan und vor allem kein Billigfleisch aus Massentierhaltung.

Jetzt auch Doppelspitze bei der CDU

Die Böblinger Parteifreunde sind dagegen konzentrierter bei der Umsetzung von grünen Erfolgsmodellen: Sie haben jetzt sogar eine Doppelspitze für den CDU-Stadtverband installiert. Konnten sich die konservativen Herren mal wieder nicht einigen, wer Chef wird, könnte man denken. Aber tatsächlich wurde der Posten so paritätisch besetzt wie bei den Grünen. Pascal Panse und Alissa Griesinger teilen sich den Vorsitz – obwohl die Satzung der CDU Baden-Württemberg eine solche Gleichberechtigung nicht hergibt. Deshalb bedienten sich die Böblinger eines Tricks und wählten die Frau zur Vorsitzenden und den Mann zu ihrem Stellvertreter. Nicht erschrecken! Dabei geht es nicht um Emanzipation! „Wir wollen das Ehrenamt vielmehr attraktiver und machbarer machen“, stellte Alissa Griesinger gleich nach der Wahl klar. Und Pascal Panse ergänzte: In Wirklichkeit teilten sie sich die Aufgabe und „fällen alle wichtige Entscheidungen gemeinsam“.

Ein echter Glückstag im Landratsamt

Die neue Offenheit in der Politik reicht mittlerweile bis ins Böblinger Landratsamt. Die Behörde hatte zu einem Erlebnistag eingeladen, was wie ein Widerspruch an sich klingt. Aber während es in der Zulassungsstelle im Alltag für die Besucher eher wenig zu lachen gibt, konnte man sich am Sonntag dort ausnahmsweise „ein individuelles Spaßkennzeichen“ drucken lassen. Die Bürgergarde ließ es zum Auftakt gehörig vor den Ämtern krachen. Beide Attraktionen will natürlich niemand verpassen. Der Landrat Roland Bernhard erklärte den Erlebnistag prompt zu „einem echten Glückstag“. Er schwärmte von „großartigen Rückmeldungen“ und dass „die Besucher ganz neue Erfahrungen über uns mitnehmen“. Zum Beispiel ein Spaßkennzeichen. Bei Klimaschützern punktet der Landrat damit zwar genauso wenig wie die Sindelfinger CDU mit ihren Weißwürsten und dem Fleischkäse, aber die breite Masse lässt sich ab und zu noch mit anderen Argumenten überzeugen.