Masken im Museum, Wände aus Pflanzen, Farbe am Schloss: Ludwigsburg ist toller als toll! Wer Zweifel hat: Hier wird er überzeugt!

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Mit Superlativen muss man vorsichtig sein. Sie sind gefährlich. Kaum sagt einer „Ich bin der Größte“, kommt ein anderer und beweist: „Ich bin größer!“ Oder brüstet sich einer: „Ich bin einzigartig“, belegt ein weiterer: „Ich auch!“ Und trotzdem: Man kann nicht umhin kommen, vollkommenst objektiv anzuerkennen, dass Ludwigsburg die bemerkenswerteste Stadt ist, in der die famosesten Menschen leben.

 

Der Oberbürgermeister ist begeistert

Neulich im Kulturausschuss: Ganz nebenbei haben die Stadträte eine grandiose, genauer: die grandioseste Idee, die es je gab, entwickelt: Zur Vervollkommnung seiner Attraktivität könnte der Shop im Stadtmuseum – Achtung – Masken verkaufen. Keine Gurkenmasken, Masken nach venezianischem Stil sollten es sein. Weil, wer weiß es nicht, Ludwigsburg mit seiner Venezianischen Messe ja Heimat der bezauberndesten aller Messen ist. Die Begeisterung des meisterhaftesten aller Oberbürgermeister kannte keine Grenzen. So einen tollen Vorschlag bekomme man eigentlich nur, wenn man eine Fachagentur beauftrage, lobte der Mann überschwänglich, der erst vor Kurzem eine Fachagentur mit der Erfindung des sensationellsten Slogans „Ludwigsburg inspiriert“ beauftragt hatte. Spätestens jetzt dürfte auch dem skeptischsten Ludwigsbürger klar sein: Wahrer könnte dieser Slogan gar nicht sein!

Andererseits sind Superlative auch deshalb gefährlich, weil sie so protzig wirken, so arrogant und streberhaft. Und wer steht schon auf Streber? So ist nicht nur zu erklären, dass die fabelhaften Ausschuss-Räte nicht glücklich darüber sind, dass das digitale Ludwigsburg über gar so viele Apps verfügt. Eine App, die zu sämtlichen Sehenswürdigkeiten führt, eine, die über den Weihnachtsmarkt navigiert und eine, die durchs Museum weist. Eine App, über die man Mängel melden kann, gibt es auch. Doch bestimmt nur proforma. Mängel in Ludwigsburg? Zum Glück kündigte der Oberbürgermeister bereits an, dass das Ludwigsburger App-Wesen kuriert wird.

Vorsicht vor zuviel Understatement

Mit diesem sympathisch selbstkritischen Blick ist es auch zu erklären, dass Ludwigsburg sich nur mit einem Filmchen am Klimagipfel beteiligt hat. Natürlich hätte Werner Spec in Bonn was von zukunftsweisenden Innovationen und innovativen Zukunftsweisungen berichten können, von Holzheizkraftwerken, schnellen Hybridbussen, Elektroautos, oder, oder, oder. Aber nein, Ludwigsburg hat einfach nur gezeigt, wie auf dem Dach der Rathaus-Tiefgarage begrünte Wände und Baumdächer zum Klimaschutz beitragen. Da erscheint es schon fast verwunderlich, dass nicht auch noch ein Vortrag über die Schließung des Energiekompetenzzentrums „Energetikom“ gehalten wurde. Aber zuviel Understatement muss vielleicht auch nicht sein.

Apropos: Nach dem Welt-Diabetes-Tag und vor dem Internationalen Männertag ist der Welt-Pankreaskrebs-Tag. Besser man fragt nicht, wie viel Geld die Fachagentur genommen hat, die dem Residenzschlossverwalter vorgeschlagen hat, an diesem Donnerstag ab 17 Uhr die Südfassade des Schlosses lila zu illuminieren. Aber wer fragt nach Geld, wenn es um Solidarität geht? Am Tag danach, dem Welt-Frühgeborenen-Tag wird die Südfassade erneut in Lila erstrahlen. So viel Gemeinschaftssinn – wenn das nicht einzigartigst ist!