Die Politik gibt sich lau. Aber in der Gesellschaft tobt ein Kampf zwischen Gut und Böse und zwischen den Generationen, meint unsere Kolumnistin.

Stuttgart - O weh und ach, unsere liebe, gute, alte bundesrepublikanische Politik ist tot. Mausetot. Gemeuchelt vom Zeitgeist und vom Merkelismus. Gut siebzig Jahre lang bescherte sie uns, immer steigend, Wohlstand, Frieden und Sicherheit. Es gab Parteien, die sich voneinander abhoben, es regierten Kanzler, die sich als Konservative bewährten, und andere, die sich eher den Schwächeren verpflichtet fühlten. Die einen schauten auf Amerika, die anderen suchten den Ausgleich mit dem Osten. Jetzt aber sind alle gleich. Die Schwarzen kleiden sich grün, die Grünen glänzen auch schwarz, das liberale Gelb ist völlig verblasst, die Roten versuchen krampfhaft, sich rötlicher anzustreichen. Die Dunkelroten verschwinden hinter der Sehnsucht nach vermeintlich herrlichen Vergangenheiten. In Thüringen reichen ihnen die Schwarzen trotzdem die Hand zum Bunde. Eintopf steht auf der Speisekarte der deutschen Politik. Warmes Wasser mit Haaren. Da nimmt es nicht wunder, dass manche in ihrer Verzweiflung nach der ranzigen braunen Wurst am rechten Rand des Tellers greifen.